Am
frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum BUND, Shanghais
Uferpromenade. Das Wort indopersischer Abkunft bedeutet
KAI(MAUER), die Piers und Werften freilich sind hier im Lauf der Zeit
verschwunden, dafür wurde diese westliche Uferzone des
Pudong für die EXPO 2010 zur Fußgängerzone mit einem schmalen
Saum für den Straßenverkehr umgestaltet. Erhalten und
restauriert hat man allerdings die 50 Gebäude aus der
Kolonialzeit, die wie an der östlichen Nanjing Road im Baustil von
der Neorenaissance bis zum Art Déco reichen.
Die
Uferpromenade ist bis in die Nacht von Touristen wie uns überlaufen.
Viele photographieren jetzt das Gegenufer mit der Skyline von
Pudong. Mein gestern Abend von dort aus geschossenes Photo zeigt
im Vordergrund die beiden bekanntesten historischen
Bauten des Bund: In der Bildmitte liegt das Anfang der 1920er
Jahre errichtete neoklassizistische Gebäude
der damaligen "Hong Kong and Shanghai Banking
Corporation", das entgegen seinem Namen wie fast alle diese
Bauten in britischem Besitz war; auf der Gebäudekuppel
leuchtet nun der kommunistische Rote Stern. Rechts daneben, mit der
beleuchteten Staatsflagge Chinas auf dem
Glockenturm, sieht man das 1927 erbaute Zollamt ("Customs
House"), das in seiner Architektur Londons neogotischen
Westminster Palast und dessen Big Ben Tower
zitiert. Der Westminsterschlag der Uhr wurde während der
Kulturrevolution durch ein
Glockenspiel des Mao-Loblieds 'Der
Osten ist rot' ersetzt,
was man in den 1980er Jahren rückgängig machte und wieder
ein Jahrzehnt später, in einer nicht eigentlich
dialektischen Negation der Negation, erneut zugunsten von 'Der
Osten ist rot' revidierte.
Längere
Zeit noch mustern wir die imposante Skyline
Pudongs am
anderen Ufer. In und
um Shanghai stehen gegenwärtig nicht weniger als acht der
20 höchsten Gebäude der Welt.
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