Kartenquelle:
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Das
Brachland Pudong
("östlich des Huangpu") wurde erst in den 1980er Jahren
erschlossen und 1990 zur Sonderwirtschaftszone erklärt, die
ausländischen Investoren vor allem für High-Tech-Produktionen
Steuervorteile bot. Tausende von
ausländischen Firmen, darunter Siemens, VW und die BASF folgten dem
Ruf und machten Pudong zum gegenwärtig führenden
Handels-, Finanz- und Industriezentrum Chinas. Zur Zeit drängen sich
hier über 700 Wolkenkratzer zusammen. Unweit der Uferpromenade, wo
wir den Bus verlassen haben, stehen einige der höchsten
Gebäude der Welt: Der ästhetisch umstrittene, aus elf Kugeln
unterschiedlicher Größe zusammengesetzte Oriental Pearl TV Tower
(468 m), sodann das wegen seiner trapezförmigen, vom Winddruck
entlastenden oberen Öffnung als "Flaschenöffner"
etikettierte Shanghai World Financial Center (492 m) und der
interessante Jin Mao Tower (421 m), der in seinen
stilistischen Anspielungen auf eine Pagode und einen
Bambushalm dem chinesischen Symbolismus zugerechnet
wird. In der unmittelbaren Nähe dieser
beleuchteten Giganten kann man sich unwohl fühlen, es fehlt der
gehörige Abstand, den das Auge für eine
Musterung des Einzelgebäudes oder gar eines
Ensembles braucht. Beeindruckender beinahe ist
der Anblick der alten Kolonialbauten auf der gegenüberliegenden
Promenadenseite des "Bund", von dem aus ich hinwiederum
morgen die Skyline von Pudong bestaunen und einige -
die oben abgebildeten - Photos schießen werde.
Wir fahren zurück
in die Altstadt und flanieren auf der östlichen Nanjing Road
, die sich vom "Platzes des Volkes" bis zum "Bund"
hinzieht. Angesichts der vielen Konsumtempel, Hotels
und Banken auf engstem Raum sowie der ausschweifenden Neonreklame
kann sich schwerlich ein ästhetisches Hochgefühl einstellen. Zumal
es architektonisch kunterbunt zugeht, neben
Stilformen wie Neoklassizismus und Art-Deco, die besonders
die Gebäude aus Shanghais Konzessionszeit charakterisieren, finden
sich alle möglichen Varianten des Pagodenstils und
gleich daneben gar barocke Kuppeln oder solche im
UFO-Design. In der Nähe des luxuriösen "East Asian Hotels",
auf halbem Wege hin zum "Bund", haben die meisten von
uns genug, so daß wir uns zum Hotel bringen lassen.
Wir
beiden kaufen noch in einem Supermarkt in der Nähe des Hotels ein.
In einer der hinteren Regalreihen stoße ich auf eine Verkäuferin,
die auf einer Liege schlafend daliegt - hat sie etwa
Schichtdienst? Auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs sehen wir
zuletzt noch einigen kleinen Tanzgruppen zu, die - überwiegend nach
Geschlechtern getrennt - von einer Vortänzerin
choreographisch geleitet werden.
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