Als
Extra haben wir beiden wie die meisten der Mitreisenden eine
halbstündige Sampantour in Aberdeen Harbour gebucht. Die
ehemalige Dschunkenstadt liegt einige Meilen südlich
vom Victoria Peak an einer eigenen taifunsicheren Bucht. Benannt ist
sie nach dem auch für die Kolonialgebiete zuständigen britischen
Außenminister Lord Aberdeen, der
seinerseits den chinesischen Namen für dieses Hafengebiet, "Heung
Kong" ("Duftender Hafen"), in der verballhornten Form
"Hongkong" auf die gesamte Stadt übertrug.
Gemeint war wohl der Duft von Gewürzen oder Räucherstäbchen -
speziell aus Sandelholz -, die von hier in großen Mengen
verschifft wurden.
Der
von uns erstiegene Sampan ist motorisiert und auch nicht mehr, wie es
der Wortbedeutung von "Sampan" nach sein sollte, aus nur
"drei Planken" erbaut (einer Bodenplanke mit
zwei Seitenplanken). Gesteuert wird er aber, wie seit
Jahrhunderten üblich, von einer Frau.
Während
der Rundfahrt kommen wir an kleineren Reparaturwerften
sowie an schwimmenden Versorgungskästen vorbei, die durch Dutzende
von Autoreifen vor Kollisionen gesichert sind, sehen aber
nur noch wenige Bootshäuser der "Sampan
People" oder "Boat People". Denn die meisten
ihrer Bewohner sollen mittlerweile die umliegenden, die Bucht
umstellenden Sozialwohnungshochhäuser
bezogen haben. Anstelle des
Sampan-Gewimmels, das mir noch aus dem in Hongkong
spielenden Film 'Suzie
Wong' (1954)
lebhaft in Erinnerung war, erblickt man in der
Hafenbucht nun vor allem Hochseekutter und Yachten.
Und
auch das eine oder andere "schwimmende" gigantische
Restaurant, das aber tatsächlich auf Betonsäulen fixiert ist; zu
ihnen werden laufend Gäste – oft nur neugierige
Touristen - mit Zubringerbooten
gebracht. Außerdem sollen im Hafengebiet von Hongkong zur Zeit noch
acht Kasinoschiffe liegen, ausgediente
Passagierschiffe meist, die zu ihrer neuen
Bestimmung jedesmal die Hoheitsgewässer verlassen müssen
("out of Hongkong"). Denn anders als im 22 Seemeilen
entfernten Macao ist in Hongkong das Glücksspiel
verboten.
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