Auf
der Rückfahrt zum Hotel müssen wir alle erfahren, daß man unsere
größeren Koffer nicht zum morgigen Übernachtungsort
Chengde im Bus mitnehmen kann und wir sie erst am übernächsten
Abend in dem rund 1000 km entfernten Luoyang
wiedersehen sollen! Unser ansonsten
kompetenter chinesischer Reiseleiter begründet dies
mit der geringen Füllmenge im Bauch des Busses, der
kaum mehr als unser Bordgepäck aufnehmen könnte.
Und fügt noch nach weiteren Protesten hinzu, daß für die
größeren Koffer
kein Platz in den Abteilen des Nachtzuges
wäre, zumal die meisten von uns zu viert im engen
Schlafwagenabteil liegen würden. Wir müssen also diese
Koffer, die morgen früh vom Hotel aus direkt zum Flughafen
gefahren werden, umpacken und können für
die beiden nächsten Tage nur das Nötigste mitnehmen.
- Mit den Koffern soll es aber noch weitere
Probleme geben.
4. Tag, Sa.
15.10.11:
Auf
dem Weg
nach Chengde,
der ehemaligen Sommerresidenz der chinesischen Mandschu-Kaiser,
werden wir heute nach etwa zweieinhalb Fahrtstunden
einen kleinen Umweg machen und die Große Mauer bei Jinshanling
besichtigen. Dieser Abschnitt der Mauer soll
längst nicht so überlaufen sein wie etwa die nur 70 km
von Beijing entfernte Mauersektion von Badaling.
Die
Autobahn führt an vielen Maisfeldern, kleineren Obstplantagen und
Fischteichen vorbei. Ab und zu kommen Hochhäuser
irgendeiner verloren wirkenden
Trabantenstadt in den Blick. Wie schon in Beijing fällt uns auch in
diesen ländlichen Regionen auf, daß sich nur
wenige Vögel
zeigen. Meist sind es Spatzen, was nun
wiederum insofern erstaunt, als Mao 1957/58
ein Massaker unter ihnen anrichten ließ: In ganz
China mußte die Bevölkerung diese als
Getreideschädlinge verrufenen Vögel zur Strecke bringen,
indem man sie durch Lärmen mit Töpfen, Pfannen,
Trommeln und durch Tücherschwenken so lange
nicht zur Ruhe kommen ließ, bis sie erschöpft oder tot zu
Boden fielen. An die zwei Milliarden soll man so
zur Strecke gebracht haben. Wie bei anderen Projekten
Maos war der Schaden allerdings unendlich größer als
der Nutzen, nahmen doch nun die von den Spatzen vertilgten
Getreideschädlinge gewaltig
überhand. Dieselben Erfahrungen hatte man übrigens
einst in Europa gemacht, so mußte Friedrich II. bald
wieder ein Dekret zurückziehen, wonach
preußische Bauern wöchentlich 12 Spatzenköpfe
vorzuzeigen hatten.
In
China war die Dezimierung derart verheerend, daß man Spatzen aus der
Sowjetunion importieren mußte. Die heute noch
lebenden Spatzen scheinen also sowjetischer
Abkunft zu sein und stehen nunmehr als anerkannte Nutztiere
unter Artenschutz. - Zu Maos Spatzenfeldzug
fand ich diesen anschaulichen Videobericht.