Quellen: http://4.bp.blogspot.com/_7gU5XSp3a0s/SE11vEIMA3I/AAAAAAAAAPc/qNgfSdm4QJM/s400/L14mutabor.gif http://clearlyexplained.com/nature/life/animals/mammals/Arion.gif
Eines Tages soll ihm jeder von
uns seinen Vornamen sagen, da er uns eine entsprechende lateinische
Namensform geben möchte. Mich nennt er nach kurzem Überlegen
„Orest(us)”.
Ich weiß, dass dieser seine Mutter umbrachte, finde aber nichts
dabei, im Gegenteil, der Name gefällt mir und überhaupt diese
Vertraulichkeit, uns Jungen in Sprache und Zeit seiner Antike
hineinzuversetzen. Nach solchen Verbindungen mit der Gegenwart halte
ich lange vergeblich Ausschau. Und bin deshalb entzückt, als
ich das Verb „mutare” kennenlerne und mir die aus Hauffs ‚Kalif
Storch’ wohlbekannte
geheimnisvolle Verwandlungsformel „mutabor”
auf einmal klarmachen kann! Ein tröstlicher Beleg für diese
Aktualität der alten „toten” Sprachen ist mir sogar der Film
‚Alexander der Große’ <von
R. Rossen, deutsche Erstaufführung 31.8.56>, von dem
ein blonder krauslockiger Mitschüler im Klassenzimmer
einem anderen erzählt, wobei er, eine Szene nachahmend, wie
Rumpelstilzchen hin- und herspringt und lachend skandiert: „Philipp
der Barbar! Philipp der Barbar!”
Im Unterschied zu
anderen Lehrern geht Dr. Siebert öfter auf die Gegenwartsgeschichte
und auf politische Ereignisse ein und bezeichnet so manches kritisch
als einen „Treppenwitz
der Weltgeschichte”.
Von konkreten Lerninhalten in Erinnerung geblieben sind mir ansonsten
nur noch seine Erläuterung des Spruches „Hic
Rhodus, hic salta!”
(am Beispiel eines angeberischen Weitspringers) sowie die Fabel um
Arion
und dem rettenden Delphin, die wir
auswendig zu lernen haben. Ich habe daraus noch einige Textfragmente
behalten, die, bezeichnend für meinen Lerneifer, fast nur dem Anfang
entstammen:
„Erat quondam
artifex pauper ... Eius autem vicini, qui dives
essent
.../
Itaque
cum navis in alto mare(?) esset, Arioni imperaverunt, ut in mare se
praecipitaret ...”
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