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RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
VI GERMANISTICA


Anfang des Beitrags von Herrn Hebel in: ‚Nordrhein-Westfalens Gesamtschulen.
Planung und Verwirklichung’ (Hannover 1971, S. 128-139)

Postskriptum


Gut zwei Jahrzehnte nach dem Abitur stattete ich unserem letzten Klassenlehrer „Egon” Hebel einen Besuch ab und überreichte ihm dabei mein jüng­stes Buch (1985 erschienen) über den ‚Literarischen Vampirismus’ Klingemans, über den Verfasser des ersten „nihilistisch”-atheistischen Buchs der Mo­der­ne! Das sollte wirklich keine provokative Geste sein, setzte aber in der Sache ohne weiteres unsere damaligen Streitgespräche fort. Auch glaub­te mein Lehrer sich diesmal wieder mit sanftem Tadel gegen eine religionskritische Bemerkung von mir verwahren zu müssen.

    Ich hatte mich nicht angemeldet, klingelte einfach an seiner Haustür und brachte mich in Erinnerung. Er schien doch stärker erfreut als überrascht zu sein und bemerkte beim Abschied, dass ein solch unangemeldeter Besuch im Grunde das beste sei. Seine Frau versorgte uns mit Kaffee und Kuchen und ließ uns dann allein. Er war seit einigen Jahren pensioniert und hatte 1969-77 in Oberhausen-Osterfeld die erste Gesamtschule in NRW geleitet (vgl. S. 13 der 2009 in Oberhausen er­schie­ne­nen ‚Festschrift' der Schule).

    Meinen Ausführungen zum damaligen, mich besonders in der Unterstufe so bedrückenden Sterkrader Schulleben widersprach er nicht und äußerte sich auch nicht zu einzelnen Kollegen. Wie bald deutlich wurde, konnte er sich an bestimmte Ereignisse in unserer Klasse und an meine Mitschüler nur noch vage erinnern, hatte er es doch, wie er dann selbst erklärte, seitdem mit hunderten anderer Schüler zu tun gehabt. Aus meiner Klasse habe ihn seit dem Abitur nur noch Wim Wenders wieder besucht, ungefähr zwei Jahre vor mir.


Wir sprachen von gleich zu gleich. Und doch durchschwebte unser Gespräch der Geist unseres alten Lehrer-Schüler-Verhältnisses – als Respekt, den man nicht abschütteln möchte, weil er den eigenen Freiheitssinn und auch den Großmut des anderen, ohne den er sich nicht hätte entfalten können, in Erinnerung bewahrt hat.

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