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RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
VI GERMANISTICA





Scherzhaft-sophistische Fangfrage während des Philosophieunterrichts von mir
und zweifach negierte Antwort von Wim Wenders (auf einem Löschblatt meiner Kladde)

erklären; er geht zum Essen, kommt zurück; nach und nach versteht er; macht mir Mut, z.B. wolle er <auch> meine künftigen Schriften verstehen; ist be­reit, Egon den Aufsatz zu erklären; sagt: Ich wäre froh, diesen ‚ausreichenden’ Aufsatz anstelle meines eigenen ‚guten’ geschrieben zu haben.”

   3.10.64: Lese Ruth meinen Deutschaufsatz vor; ist offensichtlich beeindruckt von meiner Manier, ein solches Thema anzugehen und sagt: ‚An deiner Stelle wür­de ich mir die Arbeit aufheben.’”

Gleichwohl habe ich den Aufsatz, der vielleicht wieder zurückgefordert wurde, nicht aufbewahrt und weiß so nicht einmal mehr das Thema.


Der andere Deutschaufsatz befasste sich laut Tagebuch mit einem Textvergleich zwischen Hölderlin: ‚Der deutsche Nationalcharakter’ und Kant: ‚Über die Deut­schen’”:

   24.11.: Im Philosophieunterricht spreche ich mich gegen die unkritische Übernahme von Begriffen aus. „Egon stimmt mir zu, weist aber auf die Gefahr hin, zu kritisch zu sein. ‚Eine Gefahr, die Sie in Ihrem letzten Aufsatz vermieden haben ... Das ist jetzt der richtige Weg.Das sehe ich aber etwas anders, denn ich halte den vorletzten Aufsatz für weit besser.Ich nicht; übrigens müssen Sie ein Lob nicht nur deshalb abweisen, weil es von anderen kommt. Ich kann nicht umhin, zu lächeln.”

   7.12.: „Erhalten die Deutschaufsätze zurück: ‚ausreichend. ‚Hätten Sie auch noch den Schlussteil anfangen können, wären Sie mindestens auf ‚be­frie­di­gendgekommenusw. ... Kann mich darüber nicht mehr aufregen, bin schon zu oft enttäuscht worden. ... Wim liest den Aufsatz und bemerkt: ‚Deiner hat ei­nen eher wissenschaftlichen Charakter als meiner.’ (Feiner Kerl, ein weiteres Mal habe ich ihm zu danken!) An dem, was er sagt, ist etwas: Das ist nicht die normale Art zu schreiben, ich muss erst alles begrifflich definieren und, ehe ich Beispiele liefere, Unklarheiten und Vagheiten beseitigen; was in der Tat „wis­sen­schaftl­ich” ist, mir aber nicht erlaubt, rechtzeitig fertigzuwerden. Egon weist auch darauf hin: ‚Was Sie schreiben, ist völlig überzeugend, doch müs­sen Sie zu einem Ende kommen.’”

*


An dem schon zitierten SPIEGEL-Artikel vom Dezember 1964 erregte mich laut Tagebuch mehr noch als die unglaubliche Sitzenbleiber-Quote speziell am Sterk­ra­der Gymnasium die offenbar allgemein verbreitete willkürliche Benotung von Deutschaufsätzen in der Oberstufe. Der Tübinger Oberstudiendirektor Robert Ulshöfer ließ nämlich damals einen leichter zu beurteilendenAbituraufsatz von 42 Oberstufen-Kollegen durchsehen. Ergebnis: einmal die 1, sechsmal die 2, zwölfmal die 3, siebenmal die 4, 14mal die 5, zweimal die 6(vgl. www.spiegel.de/spiegel/print/d-46176317.html).


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