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HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
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IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
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VI GERMANISTICA



Schüler-„Anzeigen” in der ‘Bierzeitung’ zur Mittleren Reife (1962)


es einige Zeit lang einsehen kann. Meist ist es nur ein Teil der Arbeit, aber das genügt schon, um eine ausreichende Note zu erhalten oder mich bloß zu vergewissern, daß auch er eine obskure Stelle so ähnlich wie ich aufgefaßt hat.

   All dies läuft denkbar diskret ab, nichts wird von Hand zu Hand gegeben, keine Resultate werden zugeflüstert, allenfalls mache ich einmal leise auf eine bestimmte Aufgabe oder Zusatzfrage aufmerksam. Aber nur ja nicht heischend oder flehentlich, wie ich es leider bei manch anderem re­gi­strie­ren mußte.

So war selbst dieses von einigen Lehrern als abscheuliches Vergehen hingestellte Delikt, das in der Mittelstufe schätzungsweise von einem Drittel der Schü­ler permanent begangen wurde, durch ein Ethos der Rücksichtnahme und Selbstachtung überformt. Auch ging mir im Lauf der Schulzeit auf, dass wir mit unseren individuellen Betrugsmanövern einen größeren institutionellen Betrug wettzumachen hatten. Dieser bestand darin, dass an­de­re Schüler systematisch von Eltern und bezahlten Helfern, unter denen sich Studienräte aus der eigenen Klasse befanden, nach Kräften ge­för­dert wurden, während unsereins, nicht einmal mit allen Büchern versehen und ausdrücklich nur auf Widerruf an einer höheren Schule, sich al­lein durch­zuschlagen hatte. Was vor allem deshalb so schwerfiel, weil uns an diesem Gymnasium ungefähr bis zur „Mittleren Reife” der Sinn fürs Ler­nen nicht recht geweckt wurde und tausende von Vorbereitungsstunden vorrangig auf das stumpfe verdummende „Pauken” oder Aus­wen­dig­ler­nen hin angelegt waren. Also bloß keine Gewissensbisse Jahrzehnte später! Wir betrogenen Betrüger waren vielmehr tüchtige Prag­ma­ti­ker und borgten uns das Nötige von Banknachbarn, die ja schließlich durch unser Schulsystem schon begünstigt worden waren.

 

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