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RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
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HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
VI GERMANISTICA



Beitrag in unserer Schülerzeitschrift ‘Der Kreisel’ (3/1960). An der hier angeregten Diskussion beteiligte sich nur „ein



Ehemaliger”, doch vgl. S. 35 und speziell die dortigen Schüler-„Anzeigen”.


Nun habe ich doch noch einiges zur Kunst des Abschreibens bei Klassenarbeiten zu anzumerken. Das einfache „Abpinnen” von Hausarbeiten vor und während des Un­ter­richts führe ich noch einige Zeit lang so weiter, wie schon für die Unterstufe beschrieben. Sein Ende findet es, mit Ausnahme des Faches Mathematik, erst mit den nicht­sche­ma­ti­schen Antworten und Problemlösungen in der späten Mittelstufe und in der Oberstufe. In der Mittelstufe allerdings kommen nun die massiven Be­trugs­ma­nö­ver bei den schriftlichen Arbeiten hinzu, an die ich bis ungefähr zur Quarta kaum zu denken wagte und zu denen sich auch schwerlich ein besserer Mitschüler zur Verfügung gestellt hätte. Erst jetzt sind wir so abgebrüht und zudem so gut miteinander bekannt, dass wir es riskieren können. Schon zu Beginn eines neuen Schul­jah­res suche ich mir meinen Banknachbarn immer auch danach aus, wie kompetent und kooperationswillig er sein dürfte. Bei anderen Mitschülern geht in der er­sten Zeit noch so manches schief, wiederholt wird jemand beim Abschreiben, beim Benutzen eines „Pfuschzettels” oder einer Übersetzungshilfe („Pons”) ertappt oder im Nachhinein, beim Austeilen der Arbeit, des frechen Betruges bezichtigt und zusätzlich zur fälligen Note „ungenügend” mit einem Eintrag ins Klassenbuch oder ei­ner Benachrichtigung der Eltern bestraft. Am schlimmsten aber ist, dass auch derjenige, der uns abschreiben ließ, bestraft werden kann. Das wäre schwerlich wie­der gutzumachen.


Mich hat man beim Abschreiben nie erwischt. Wenn mir eine fremdsprachige Vokabel verdächtig, inkorrekt oder nur apart vorkommt, lasse ich die Übernahme lieber sein. Gelegentlich mache ich sogar bewusst einen Fehler, um nicht eine Folge identischer Ausdrücke mit meinem Banknachbarn oder Vordermann aufzuweisen. In Ma­the­ma­tik rechne ich nach Möglichkeit die Zwischenlösungen nach, damit nicht etwa ein flüchtiger Rechenfehler uns beiden zum Verhängnis wird. Das eine oder an­de­re Mal kann ich gar meinen Helfer noch rechtzeitig auf einen solchen Fehler aufmerksam machen. Bei englischen und französischen Nacherzählungen versteht es sich von selbst, dass ich bestimmte Situationen oder Beschreibungen, die mein Nachbar detaillierter in Erinnerung behalten hat, in eigener Formulierung vortrage. Mein Hel­fer soll nichts riskieren. So ist denn auch seine Mithilfe eher passiver Natur, indem er ein Blatt seiner Reinschrift oder seines Konzepts lediglich so ablegt, dass ich


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