Quellen: www.fvs-gymnasium.de/images/graphics/bilder/Freiherr_neu.jpg Rechts: Ansichtskarte (postalisch wohl bis 1921 gelaufen)
Vor
Unterrichtsbeginn warnt uns bei tumultuarischem Lärm der den
„Türdienst”
versehende, draußen im Flur wartende Klassenkamerad laut rufend vor
dem herannahenden Lehrer; und ruft uns unmittelbar vor dessen
Eintritt ein militärisches „Achtung!” zu. Wir haben dann an
unseren Plätzen zu stehen und den Gruß des Eingetretenen zu
erwidern, der in der Regel noch ein militärisch-knappes
„Setzen!”
folgen läßt. Bei größeren Verspätungen sitzen wir
wartend auf unseren Plätzen; längst schon ist es still in den
Fluren, als der Lehrer leise – und nun unangekündigt – rasch ins
Klassenzimmer tritt.
Wird
der Unterrichtende einmal mitten aus der Stunde weggeholt, beauftragt
er einen für ihn besonders zuverlässigen Mitschüler, aufzupassen
und die Namen etwaiger „Störer”
zu notieren. Wir wissen bald, wie
weit wir bei diesem oder jenem unserer Aufpasser gehen können.
Die
Kühnsten unter uns nutzen die Gelegenheit, um in dem eventuell auf
dem Pult liegengebliebenen Notizbuch des Lehrers nach den eigenen
mündlichen Noten zu suchen. Riskiere ich es nicht auch einmal? Ja,
wohl bei „Hammer”, der uns über unseren mündlichen
Leistungsstand weithin im unklaren lässt und uns oft nur die
katastrophal schlechten Benotungen höhnisch zuruft.
Noch während
des Klingelzeichens zum Ende
der Stunde können
und wollen wir es uns bei einigen Lehrern erlauben, Bücher und Hefte
sofort zuzuklappen, eben noch hinhörend, was uns der Betreffende mit
erhöhter Stimme als notdürftige Abrundung anbietet oder
an Hausaufgaben mit auf den Weg gibt. In der Regel geben wir zwar
sogleich erste Anzeichen des Aufbruchs, lösen uns vom Text und
richten uns auf, folgen aber noch einigermaßen höflich den
letzten Ausführungen. Bei dem einen oder anderen gestrengen
Studienrat haben wir uns so zu verhalten, als hätte es gar nicht
geklingelt, sollen mit konzentrierter Miene bei der Sache bleiben,
bis wir endlich, manchmal erst nach Minuten, förmlich entlassen
werden.
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