Bildquelle: ‘Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums’ (Oberhausen 2005, S. 48)
ENGLISCH
Obgleich sich unsere Schule seit 1945 als „Neusprachliches Gymnasium” bezeichnet, erhalten wir erst in der Quarta Englischunterricht, als zweite Fremdsprache nach Latein. Es ist ein älterer Mann, der da durch die Bankreihen geht, unsere Aussprache des „TiEitsch” überprüft und einem Schüler darin fruchtlos eine Sonderlektion erteilt.
Danach ist Herr Evers unser Lehrer, ein resoluter junger Mann, der die berüchtigte Ohrfeigentechnik praktiziert, dem Delinquenten die Linke oder die Rechte zur freien Wahl anzubieten. Als wir einmal bei ihm ein englisches Liedchen singen und ich noch hinter mir einen stimmbrüchigen Mitschüler, Siegfried oder Wilfried, aus vollem Herzen mitbrummen höre, kommt schon die scharfe Frage, wer da solchen Unfug mache. Der Betreffende meldet sich, nimmt zu meinem Erstaunen dann ohne den Versuch einer Rechtfertigung auf Geheiß seine Brille ab – es ist also Siegfried! – und empfängt seine Ohrfeige. Ein andermal knallt vorne rechts bei der Tür ein Schüler nach einem heftigen Schlag ins Gesicht gegen den Lichtschalter.
An englischen und irischen Songs weiß ich aus den ersten Jahren noch herzusingen: ‚Ten green bottles’, ‚O the noble Duke of York’, ‚Hot cross buns’ und ‚In Dublins fair city’. Das eine oder andere dieser Liedchen lerne ich aber wohl erst in der Mittelstufe bei seinem pädagogisch begabten Nachfolger Herrn Wetzel kennen.
GESCHICHTE
Wer unterrichtet uns <seit der Quinta> hierin? Sind es nicht am ehesten unsere wechselnden Deutschlehrer? Oder haben wir uns auch in diesem Fach jahrelang mit „Hammer” auseinanderzusetzen? Aus der ersten Gymnasialzeit wollen mir weder Lehrer noch interessante Themen und Erörterungen einfallen, nur Fragen wie die nach einer Erbfolge in schemenhaft bleibenden Territorien wie „Burgund” oder nach der Aufteilung eines Reiches infolge eines verlorenen größeren Krieges.
Als wir in der späten Mittelstufe dieselben Epochen ein zweites Mal durchlaufen, gewinne ich bald den Eindruck, dass hierbei nichts wesentlich vertieft wird. Dies ändert sich erst in der Oberstufe mit dem neuen Schulfach Gemeinschaftskunde, dessen historischer Schwerpunkt auf dem 18. bis 20. Jahrhundert liegt.
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