Quellen: http://media.port-network.com/picture/instance_1/116168_1.jpg
www.cinema.de/film/der-graf-von-monte-christo-1,1298516.html www.elke-rehder.de/images/Filmprogramme/R00FP22.jpg
‚DER GRAF VON MONTE CHRISTO’
Der zweite Film, den ich wohl in diesem ‚Filmeck’-Kino sah, ‚Der Graf von Monte Christo’, ist ein Farbfilm mit Jean Marais in der Hauptrolle. Mehr noch als sein Rachefeldzug hat mich die lange Einkerkerung dieses Unschuldigen beeindruckt. Ansonsten kann ich mich nur noch an einige Bruchstücke entsinnen: Als der Gefangene endlich seinem Kerker entkommen kann, indem er sich in einen Sack verschnürt ins Meer werfen lässt, wird in einer Unterwasseraufnahme gezeigt, wie er sich mit einem Messer befreit ... Er nimmt nun an verschiedenen Leuten Rache ... Das alles scheint sich auf Bällen, unter Maskierten und bei so manchem Degenduell abzuspielen.
Diese von Robert Vernay stammende Fassung sah ich erst Ende der 90er Jahre wieder (FSK: ab 12; dt. Erstaufführung: 8.12.54, 111 min). Sicherlich wurde uns Kindern eine stark gekürzte Version gezeigt, die von der politische Rahmenintrige so gut wie nichts mehr übriggelassen haben dürfte. Wie im Falle von Uncas muss ich auch hier bei der Szene, die mir als einzige noch lebhaft vor Augen ist, eine gewissermaßen poetisch lizenzierte Erinnerungstäuschung feststellen: Es gibt in dem Film überhaupt keine Unterwasseraufnahme! Der Sack wird von den Wärtern ins Meer geworfen, und schon erblickt man den Auftauchenden, der davon schwimmt. Freilich zeigte ihm wenig zuvor sein alter Mitgefangener das Messer, das man zur Befreiung aus dem zugenähten Segeltuch mit sich führen müsse: Offenbar hat meine Phantasie diese Andeutung zu einer veritablen Filmszene ausgearbeitet.
Ja, empörend die Einkerkerung und Haftzeit auf Château d'If! Auch weiß ich noch um meine Bestürzung, als Dantès, dieser spätere Graf, während seines Vermählungsbanketts verhaftet und hinweggeführt wird. Am schockierendsten aber war für mich der Moment, den ich jetzt in aller Deutlichkeit wiedererkenne, als seine Verlobte (Lia Amanda) am Arm des Verräters als dessen Braut aus der Kirche tritt: wie sie mit todtraurigem Gesicht, den Blick unverwandt auf den Zuschauer gerichtet, so nah auf die Kamera zugeht, dass alles verdunkelt wird! Die filmische Beschwörung eines Liebes- und Seelenmordes, an den die Serie der späteren Racheakte wirklich nicht heranreicht.
Welch magische Gewalt doch in der Bewegung auf die Kamera hin liegt, die dadurch gleichsam blick- und bewusstlos wird und die weitere szenische Ausführung unserer unbewussten Phantasie übergibt! So schon für Maguas Annäherung an Cora und die des Mörders Sikes an Nancy (‚Oliver Twist’).
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