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RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
VI GERMANISTICA




Beim Klassenfoto vor dem Schulportal steht Ulrich van Koll auf der höheren Stufe schräg hinter mir.


Zu jedem meiner Klassenkameraden konnte ich noch etwas in Erinnerung rufen, auch wenn in der Regel nur wenige Zeilen zusammenkamen. Bald aber ging mir auf, dass viele Eindrücke stark durch das abgebildete Viertklassfoto geprägt waren, das ich seit Jahrzehnten schon öfter betrachtet, ja ge­ra­de­zu studiert hatte.

   Wie suggestiv Mimik und Körperhaltung auch einer bloßen Momentaufnahme sein können und wie sie sich in uns fortentwickeln, zeigte sich vor al­lem für Ulrich, von dem ich mich damals bei unserem Rektor denunziert fühlte. Aus der vermeintlich freien Erinnerung sprach ich von dem „fin­ste­ren Verräter” und schrieb unter anderem: „Er trägt eine dunkle Kordjacke mit Reißverschluss und lässt sein dunkles Haar tief ins Gesicht fallen ... Seine (wasser-?)hellen Augen mag ich gar nicht, sie scheinen auch meinem Blick auszuweichen.” Genau so meidet er auf dem Foto den Blick in die Kamera. Und sicherlich wurde seine finstere Aura durch seine Position auf dem Foto verstärkt, wo er gleichsam als tückischer Hagen von Tron­je schräg hinter mir steht, der ich zudem wie im Schlaf – mutwillig? – die Augen geschlossen halte. Bei der schriftlichen Erinnerung an mei­ne Klas­sen­ka­me­ra­den räumte ich ihm dann unwillkürlich den letzten Platz ein, das heißt die letzte Stelle unter den von mir zuerst charakterisierten Jun­gen, eine Stelle, die so zugleich zu einer Übergangsposition hin zu den Mädchen wurde, von denen er mich durch jene Bloßstellung weiterhin zu isolieren drohte.

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