Quellen für diese Artikel: http://rlv.zcache.com www.txprisonmuseum.org/giftshop.html
„Huntsville”
als Synonym für dieses barbarische Relikt läßt sich nicht ohne den
christlichen Fundamentalismus in Texas
begreifen, speziell den der hier tonangebenden
„Südlichen
Baptisten”.
Schon bei unserem Besuch von Paris/Texas war zu seiner
lynchwütigen Tradition einiges anzumerken
(vgl. S.
51).
Hier nun, wenige Minuten nach dem Besuch des
Gefängnismuseums von Huntsville, werden wir
im Autoradio erneut daran erinnert, als
nämlich ein lokaler Kirchenmann über das Tötungsverbot
der Bibel spricht, das er in schöner bibelbuchstäblicher Naivität
mit der Gottesebenbildlichkeit des Menschen
begründet - dies aber nur als Abtreibungsverbot
gelten läßt, ohne auf die in seiner Nähe üblichen
exzessiven staatlichen Hinrichtungen
einzugehen. Die gleiche schizophrene
Argumentation findet sich gegenwärtig - im
August 2000 - bei dem texanischen
US-Präsidentschaftskandidaten
George W. Bush.
Vermutlich kommt man in einem Land wie Texas von der
archaischen (persönlich gehaltenen)
Vergeltungslust nur über Zwischenschritte
wie den einer lebenslänglichen Haftstrafe ohne Bewährung
weiter; letztere jedenfalls wurde bei
Umfragen wiederholt von einer Mehrheit
akzeptiert, die andernfalls auf der
Todesstrafe beharren würde.
Selbstverständlich ist auch bei den Baptisten zu
differenzieren, ob sie es eher mit der
robusteren texanischen Mentalität
halten oder mit Baptisten wie Jimmy Carter und Martin
Luther King.
Mag sein, daß jene
Mentalität noch von der extremen Gewaltbereitschaft der
Pionierzeit herrührt. Ein Indiz dafür ist auch der
besondere texanische Eifer, weiterhin
in der Öffentlichkeit eine Schußwaffe bei sich
führen zu wollen. Sie zeichnet sich manchmal unter
jemandes Kleidung ab; das Tragen einer
„verborgenen
Waffe” freilich fanden wir in einem
Restaurant oder öffentlichen Gebäude
mitunter ausdrücklich untersagt.
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