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Postkarte aus den 1930er bis '50er Jahren
Das Staatsgefängnis ist tatsächlich der größte Arbeitsgeber dieser 35000-Einwohner-Stadt.

Angebote aus der Museumsboutique
Quellen: www.txgenweb.org/postcards/huntsville.html                                                                                                                              www.txprisonmuseum.org/giftshop.html


Eine Nebenstrecke quer durch Wald- und Hügellandschaften führt uns zuletzt durch die Ortschaft „Cut and Shoot”, die ihren ge­walt­tä­ti­gen Namen nach einem fanatisch ausgetragenen religiösen Zwist erhielt. Am Con­roe-See biegen wir nördlich auf den In­ter­state 45 ein und machen bald Halt in Huntsville. Für die Hin­rich­tungs­stät­te im hiesigen Staatsgefängnis mußten des­sen In­sas­sen in den frühen 1920er Jahren eigenhändig ein Exemplar des von Thomas Edison miterfundenen Elektrischen Stuhls er­bau­en. Sie gaben ihm den auch in an­de­ren Bundesstaaten üblichen Spitznamen „Ol<d> Spar­ky”, vermutlich eine Gal­gen­hu­mor­bil­dung aus „spar­ky” in den Bedeutungen „Funken sprühend” und „Spastiker” (womit das bei dieser Art der Exekution oft krampf­haft zu­­ck­en­de Opfer gemeint sein soll). Seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 werden in Huntsville die zum To­de Ver­ur­teil­ten nur noch mit der Giftspritze hingerichtet. Daß es in den 25 Jahren seitdem annähernd 500 De­lin­quen­ten wa­ren, mehr als in den übri­­gen Staaten der USA zusammen, liegt nicht zuletzt an der Vergeltungsmen­ta­lität der te­xa­ni­schen Ju­stiz. Wäh­rend in jenen Bun­des­staa­ten durch­schnitt­lich zwei Drittel der Todesurteile durch Be­ru­fungs­ge­rich­te wieder auf­ge­ho­ben wer­den, sind es in Te­xas gerade ein­mal drei Prozent.

 

Wir suchen das „Texas Prison Museum” auf, das in der Innenstadt unweit des Gefängniskomplexes liegt. In ei­ner trügerisch mu­­sea­­len, der Gegenwart wie entrückten Atmosphäre präsentiert man hier neben dem ehe­ma­li­gen Hinrichtungsstuhl auch Aus­­bruchs­­werk­­zeu­­ge oder mörderisch zugerüstete Waffen der Häftlinge so­wie Trophäen wie die Gewehre des erschossenen te­xa­ni­schen Gangsterpaares Bonnie Parker und Clyde Bar­row. Barrow ließ sich zu Beginn seiner Laufbahn in den frühen 1930er Jah­ren von einem Mithäftling mit der Axt zwei Zehen abschlagen, um nicht länger auf der Gefängnisfarm von Huntsville Baum­wol­le pflü­cken zu müs­sen. Trotz einiger Videos mit Interviews von Tätern und Hinterbliebenen der Opfer sowie einer Ba­stel­kol­lek­tion der In­sas­sen bleibt das Ganze weithin eine effekthascherische Zurstaustellung; die so lange und auch in Texas er­bit­tert ge­führ­te De­­bat­­te über die Todesstrafe wird nicht weiter ernstgenommen. Statt dessen der ge­wis­se peinliche Humor in der Mu­se­ums­bou­tique, mit einigen Souvenirs scherzhaft so zu tun, als würde der Be­su­cher selber (bald) zu den Häftlingen ge­hö­ren. Ein pseu­do­so­li­da­­ri­­scher Akt, der sich ebenfalls vor der Dis­kus­si­on über die Barbarei der Todesstrafe drücken will.


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