Quellen: http://farm3.static.flickr.com/2353/1795944765_170d98014a.jpg www.spartacus.schoolnet.co.uk/WWbeanR.htm
http://angam.ang.univie.ac.at/western2000/pres/lawbreakers/historical_roy_bean.htm
Über
Alpine kommen wir bald wieder zurück nach Marathon und nehmen
nördlich vom Big Bend die U.S. Route 90 nach Del Rio. Die
Big-Bend-Region selbst gilt - um 2000 - als die durchlässigste
Grenzregion der Staaten. An drei Fährstationen, die
mexikanischen Dörfern gegenüberliegen, kann man
sich ohne weitere Kontrollen in einem Boot über den Rio Grande
rudern lassen, indem man sich einfach durch Zuruf jenseits
bemerkbar macht. Einen Paß sollte man freilich für alle Fälle bei
sich führen. Von mobilen Grenzkontrollen
hatten wir gelesen, aber auf dem Hinweg nichts davon bemerkt. Erst
jetzt, gut 50 Meilen nördlich vom Rio Grande sehen
wir auf einer Nebenstraße einen Checkpoint für „Immigrants”
vor uns. Wie ausgeschildert, reduziere
ich wiederholt die Geschwindigkeit und fahre zuletzt im
Schritt-Tempo auf einen Polizisten zu und sodann, als dieser
keine Reaktion zeigt, langsam weiter. Im Rückspiegel
sehe ich Sekunden später, daß er wie fassungslos die Hände
auf die Oberschenkel schlägt und sich seinen Kollegen
im bereitstehenden Streifenwagen zudreht. Auf der Stelle wende
ich nun und erkläre ihm dann, der Ansicht gewesen zu
sein, passieren zu dürfen, zumal wir ja keine „Immigranten”
wären. Er nimmt dies kommentarlos hin und
überprüft nur noch gründlich unsere Papiere.
In den
nächsten Stunden geht es durch Gebirgslandschaften von 1200 Metern
Höhe wiederholt merklich bergab, bis wir eine gute Stunde vor
Del Rio und kurz vor dem Pecos River zur Ortschaft Langtry
kommen. Sie wurde uns schon zig Meilen vorher durch einen
privaten Rundfunksender als Wirkungsstätte des legendären
„Judge Roy Bean” angekündigt. Ohnehin wollten wir
wegen des charmanten Westerns von William Wyler (‘Der
Westerner’,
1940) hier einen Zwischenstop einlegen. Im Film spielt Walter
Brennan den Saloonbesitzer und selbstherrlichen
(ehemaligen) Friedensrichter Roy Bean und Gary Cooper
einen des Pferdediebstahls beschuldigten Fremden, der
seinen Kopf gewitzt aus der Schlinge zieht, indem er die von Bean
glühend verehrte Schauspielerin Lillie Langtry
als seine gute Bekannte ausgibt. In Abwandlung des
landesweit bekannten Spruches „West of the Pecos there is
no law, west of El Paso, there is no God” bezeichnete sich der
historische Roy Bean selbst als „The Law West of the Pecos” und
beugte öfter das Recht mit skurrilen bis skrupellosen Urteilen.
Die Verhandlungen fanden nach Möglichkeit
auf der Veranda des Saloons statt; da er über keine
Gefängniszelle verfügte, wurde der für schuldig Befundene
jedesmal mit einer Geldstrafe (sowie einer „Runde
für alle”) belegt und blieben Betrunkene bis zu ihrer
Ernüchterung an einen Baum vor dem Saloon
angekettet. In den Staaten bekannt machte ihn 1896 die Umgehung des
texanischen Boxkampf-Verbots, indem er den
Weltmeisterschaftskampf im Schwergewicht auf einer schon zu Mexiko
gehörenden großen Sandbank im Rio Grande
austragen ließ (Photos von dem Ereignis bei
www.antekprizering.com/fitzsimmonsmahermistake.html).
Seine
rührende Verehrung für Lillie Langtry ging so weit, daß er seinen
Saloon nach ihrem Geburtsort „The Jersey Lilly” taufte
und für ihren ersehnten Besuch schon ein als „Opera House”
bezeichnetes Gebäude gegenüber dem Saloon erbauen ließ.
Seine Einladung nach Langtry nahm sie erst an, als er
wahrheitswidrig behauptete, die Stadt nach ihr benannt zu haben.
Monate vor dem Besuch starb Bean an den Folgen eines
Alkoholexzesses.
Wir
schauen uns die Ausstellung (mit Dioramaschau) im wohlerhaltenen
Saloon und das von Bean bewohnte „Opera House” an.
Sehenswert ist auch der nebenan angelegte große
Kakteengarten.
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