Felsvorsprung
im Fluß ein Schimmel da und blickt zu uns herüber.- Eine
Weile machen wir noch in einer Aue Rast, die auch von einer spanisch
sprechenden Familie für ein Picknick aufgesucht wird.
Die Kronen der höchsten Bäume werden ständig von uns
unbekannten größeren Geiern (Rabengeiern?) angeflogen.
Als wir bei
Anbruch der Dämmerung mit dem Mietwagen
zurückkehren, haben
wir auf der kurvenreichen
Bergstraße kurz vor der Chisos Mountains Lodge eine
überraschende Begegnung: 20 oder 30 Meter nach einer
Biegung zeigen sich auf der Straße vor uns drei dunkelfellige
Tiere, die ich im ersten Moment für Wildschweine
halte, bis die zwei kleineren unentschlossen
hin- und herwackelnden Wesen als Bärenkinder zu erkennen
sind. Schon habe ich stark abgebremst, wäre
aber vielleicht immer noch zu schnell für sie und setze
soeben zu einer Vollbremsung an, als die Bärenmutter
vom Straßenrand her ins Gebüsch springt und die Jungen
ihr augenblicklich folgen. Uff! Es waren Schwarzbären,
auf deren Rückkehr von Mexiko her, nach einem halben
Jahrhundert, man hier besonders stolz ist. Da die
Besucher des Parks gebeten werden, jeden Kontakt mit
einem dieser ungefähr 20 Tiere zu melden,
suchen wir am nächsten Morgen den hier stationierten
weiblichen Ranger auf. Die Frau
nimmt ein Protokoll auf
und merkt noch an, in der Dunkelheit selber schon um ein
Haar einen Bären angefahren zu haben. - Für den
Menschen gefährlich wird dieser Amerikanische
Schwarzbär (‘Ursus americanus’)
eigentlich erst, wenn er sich an dessen Fütterungsangebote
gewöhnt hat und deshalb zudringlich oder auch
aggressiv seine Nähe sucht
(oft
muß er dann von Wildhütern erschossen werden).
Die Gäste der Chisos Mountains Lodge werden darum
dringend gebeten, niemals Essen auf den Balkons
und Veranden stehen zu lassen.
Vor dem Abendessen
in dem kleinen, aber mit einem Panoramafenster ausgestatteten
Restaurant gehen wir noch auf Wegen und Trampelpfaden des Areals
spazieren. Einige Leute haben
sich
versammelt, um durch eine „Window” genannte
Lücke in den umringenden Bergen den Sonnenuntergang
zu betrachten. Die rötlich-orangene Farbenglut
in dieser Wüstenregion ist wirklich berückend.
Am Rande eines Pfades entdecke ich dann eine kleine
Holzplatte mit einem rätselhaften
Piktogramm. Es ist wohl die Nachbildung einer der
(Fels-)Zeichnungen, die man hier am Rio Grande
fand und überwiegend den Mescalero-Apatschen
zuschreibt. Die Kreuze könnten auf die spanischen
Missionsanstalten hindeuten, dienten den
Indianern aber schon lange vorher zur
Bezeichnung der vier Himmelsrichtungen.
Nach
Anbruch der Dunkelheit sind viele Fledermäuse unterwegs. Es gibt
hier an die 20 Arten, darunter die aus Mexiko
herübergekommene Freischwanz-Fledermaus,
von der wir Tage später in Austin hunderttausende Exemplare
aus den Schlitzen unter der Congress-Avenue-Brücke
hervorschwärmen sehen.