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US-Teleshopping in den 1940er oder 50er Jahren




Links: Homo americanus im Cartoon von Carol Lay (2004)
Quellen: www.buzzle.com/img/articleImages/24143-38.jpg                                                                                                                                www.kunstidee.com/pictures/200_1174035328.jpg

Allgemeines zu Texas

 


Auch diese dritte Rundreise durch eine Hauptregion der USA war recht facettenreich, doch bezweifeln wir, ob wir noch ein viertes Mal so rei­sen wollen. Von an­de­ren Weltregionen wie Ostasien und auch Europa dürften mittlerweile vitalere Impulse ausgehen, wäh­­rend in Texas wie überhaupt in den Vereigten Staa­ten weit­hin nur die Me­tro­po­len sowie Spe­zi­alein­rich­tun­gen wie Mu­seen, Bibliotheken und For­schungs­in­sti­tu­te anregend und lehrreich sind. Zu vieles hin­ge­gen ist hier gründlich mißraten oder er­schre­ckend rück­ständig. Zor­nig werden kann man im besonderen angesichts des zunehmend in­fan­ti­li­sier­ten öf­fent­li­chen In­for­ma­ti­ons­we­sens (TV, Rund­funk und Zei­tun­gen), der selbst­ge­rech­ten religiösen Borniertheit, der Un­wirt­lich­keit so vieler Städte und des er­näh­rungs­po­li­ti­schen Desasters, daß ein Großteil der Bevölkerung ei­ner mon­strö­­sen Ver­fet­tung zum Op­fer fällt.

   Selbst bei kleineren Bestellungen, die noch als Vorspeise oder Snack ausgewiesen sind, wurden uns Portionen auf­ge­tischt, von denen schon die Hälfte als Haupt­ge­richt genügen sollte. Als müßte man immer noch laufend Urwälder ro­den und ei­gen­hän­dig Farmland bestellen. Die­ser Überversorgung in Restaurants und qua­li­ta­ti­ver Unterversorgung durch Fast-Food-Kom­plett­an­ge­bo­te kann man schwerlich aus­wei­chen und in den Su­per­märk­ten kaum einmal Brot und Belag nach ei­ge­nem Gu­sto ein­kau­fen.

   Die schon 1980 zu beobachtende Bigotterie dieses Landes mit den unsäglichen Te­le-Evan­gelisten hatte weiterhin bi­zar­re Blüten getrieben. So stimmte ein Pre­di­ger in Bodybuilder-Aufmachung sein Publikum auf einen Gottesbeweis ein, der dar­in be­ste­hen soll­te, daß er vor sei­nem Publikum, das er um spirituelle Bei­hil­fe an­fleh­te, ei­ne Ei­sen­kette mit sei­ner Mus­kel­kraft sprengen würde. Und mit welch ra­bia­­ter In­brunst wei­ter­hin die­se meist auf Kinderbibel-Niveau ge­hal­te­nen Bot­schaf­ten vor­ge­tra­gen und -gesungen wurden! Immer noch bedienen sich re­li­gi­ö­se TV-Pro­­gram­­me die­ser Dra­ma­tur­gie des An­bet­telns, die laufend die Soll- und Ha­ben­zah­len der Geld­spen­den in die Über­tragung des Got­tes­dien­stes ein­blen­det.

   Was wir im TV gelegentlich zwischen 20 und 22 Uhr zu sehen bekamen, war durch­weg vom Werbefernsehen dominiert. Noch stärker als 1990 auf unserer Rund­rei­se durch den We­sten der USA schienen die umliegenden be­schei­de­nen Pro­gramm­re­ste nach dem Vorbild der be­schö­ni­gen­den TV-Commercials in­sze­niert zu sein und war kaum ein­mal et­was zu fin­den, das nicht Entertainement gewesen wäre. Ra­sant an­ge­stie­gen war seitdem der rein kommerzielle Pro­dukt­ver­kauf via Te­le­shop­ping.

   Nicht nur Entwicklungen im Ausland werden im TV weithin ignoriert, sondern auch - erstaunlich für diese geschichtlich so junge Nation - die eigene Re­gi­o­nal- oder Lokalgeschichte. Während bei uns zumindest in den öffentlich-rechtlichen Pro­gram­men noch Retrospektiven und Er­in­ne­run­gen dargeboten wer­den, sei es als Do­ku­men­ta­tion eines exem­pla­ri­schen Le­bens­laufes, als Entwicklungsgeschichte einer be­deu­ten­den Fir­ma oder nur im Wie­der­abspielen äl­te­rer Sen­dun­gen und Fil­me, hat nicht einmal die eigene Filmgeschichte während dieser Haupt­sen­de­zeit im ame­ri­ka­ni­schen Fern­se­hen ih­ren Platz. Es ist ein hek­ti­scher Kreis­lauf über­wiegend aus Wet­ter­vor­her­sa­gen, regionalen Quis­qui­li­en, Kurz­be­rich­ten von Skan­da­len, Ver­bre­chen und Sportereignissen sowie ver­ein­zel­ten staats­po­li­ti­schen Schlag­zeilen. So gut wie nichts wird ver­tieft, kaum ein­mal ei­ne Reportage, die über wenige Minuten hin­aus­gin­ge.

   Selbstverständlich gibt es auch in Texas Städte wie Austin und Regionen wie der Big-Bend-Nationalpark gibt, in denen sich unsereins wohlfühlen könnte; der Gesamteindruck allerdings bleibt betrüblich.

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