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Allgemeines
Auch
diese dritte Rundreise durch eine Hauptregion der USA war recht
facettenreich, doch bezweifeln wir, ob wir noch ein viertes Mal so
reisen wollen. Von Europa und anderen Weltregionen
dürften mittlerweile vitalere Impulse ausgehen, während
in den Staaten weithin nur die Metropolen sowie
Spezialeinrichtungen wie Museen,
Bibliotheken und Forschungsinstitute
anregend und lehrreich sind. Zu vieles hingegen ist in den USA
gründlich mißraten oder erschreckend rückständig.
Zornig werden kann man im besonderen angesichts des zunehmend
infantilisierten öffentlichen
Informationswesens (TV, Rundfunk
und Zeitungen), der selbstgerechten
religiösen Borniertheit, der Unwirtlichkeit der
meisten Städte und des ernährungspolitischen Desasters, daß so
viele Menschen einer monströsen
Verfettung zum Opfer fallen.
Selbst bei
kleineren Bestellungen, die noch als Vorspeise oder Snack ausgewiesen
sind, werden einem Portionen aufgetischt, von denen schon
die Hälfte als Hauptgericht genügen sollte. Als müßte
man immer noch laufend Urwälder roden und eigenhändig
Farmland bestellen. Dieser Überversorgung in Restaurants und
qualitativer Unterversorgung durch
Fast-Food-Komplettangebote kann man kaum
ausweichen und in den Supermärkten nicht
einmal Brot und Belag nach eigenem Gusto einkaufen.
Was wir im TV
gelegentlich zwischen 20 und 22 Uhr zu sehen bekamen, war durchweg
vom Werbefernsehen dominiert. Die umliegenden bescheidenen
Programmreste schienen uns noch stärker als 1990 nach
dem Vorbild der beschönigenden TV-Commercials
inszeniert zu sein. Wie auf der damaligen Rundreise
durch den Westen der USA war selbst unter rund 40 Programmen wie
in Los Angeles kaum einmal etwas zu finden, das nicht
Entertainement gewesen wäre. Rasant angestiegen
war seitdem der rein kommerzielle Produktverkauf via Teleshopping.
Daß politische Nachrichten stärker als 1980 in die
TV-Berichterstattung Eingang fanden,
lag 1990 vielleicht nur an der militärpolitischen
Zuspitzung der Golfkrise und diesmal daran,
daß dem demokratischen Parteitag um Al Gore
reichlich Raum zu Selbstdarstellungen geboten
wurde.
Die schon 1980 zu
beobachtende Bigotterie dieses Landes mit den unsäglichen
Tele-Evangelisten
hatte weiterhin bizarre
Blüten getrieben. So stimmte ein Prediger in
Bodybuilder-Aufmachung sein Publikum auf einen Gottesbeweis ein, der
darin bestehen sollte, daß er vor seinem
Publikum, das er um spirituelle Beihilfe anflehte,
eine Eisenkette mit seiner Muskelkraft
sprengen würde. Und mit welch rabiater Inbrunst
weiterhin diese meist auf Kinderbibel-Niveau
gehaltenen Botschaften vorgetragen
und -gesungen wurden! Immer noch bedienen sich religiöse
TV-Programme dieser Dramaturgie
des Anbettelns, die laufend die Soll- und Habenzahlen
der Geldspenden in die Übertragung des
Gottesdienstes einblendet.
Nicht
nur Entwicklungen im Ausland werden im TV weithin ignoriert, sondern
auch - erstaunlich für diese geschichtlich so junge Nation - die
eigene Regional- oder Lokalgeschichte. Während bei
uns zumindest in den öffentlich-rechtlichen Programmen
noch Retrospektiven und Erinnerungen dargeboten
werden, sei es als Dokumentation eines
exemplarischen Lebenslaufes, als
Entwicklungsgeschichte einer bedeutenden Firma
oder nur im Wiederabspielen älterer Sendungen
und Filme, hat nicht einmal die eigene Filmgeschichte während
dieser Hauptsendezeit im amerikanischen
Fernsehen ihren Platz. Es ist ein hektischer
Kreislauf überwiegend aus Wettervorhersagen,
regionalen Quisquilien, Kurzberichten
von Skandalen, Verbrechen und Sportereignissen
sowie vereinzelten staatspolitischen
Schlagzeilen. So gut wie nichts wird vertieft, kaum einmal
eine Reportage, die über wenige Minuten hinausginge.
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