Quellen: www.laprogressive.com/wp-content/uploads/2008/06/border-crossing.jpg www.co-ventures.com/westinbona.jpg
www.thetruthaboutcars.com/police-fail-to-report-deport-illegal-immigrant-drivers/
Vor
der amerikanischen Kontrollstelle hat sich eine längere Schlange
gebildet. Anders als beim Eintritt nach Mexiko haben wir hier unsere
Pässe vorzulegen und werden einige Minuten
lang nach dem Zweck unseres Aufenthalts in Tijuana befragt.
Womöglich hatte man uns schon beim Eintritt bemerkt
und kann sich auf diesen nur halbstündigen Besuch nicht sogleich
einen guten Reim machen.
Es
war dies unsere erste Berührung mit einem „Schwellenland”. Daß
wir auf der Stelle zurückzuckten, lag am speziellen Klima dieser
Grenzregion, über die wir uns später mit der
Bemerkung des mexikanischen Drogenfahnders Vargas in ,Touch
of Evil’ trösten:
„This isn't the real Mexico. You
know that. All border towns bring out the worst in a country.” Wir
werden es zehn Jahre später mit besserem Erfolg bei
der wesentlich kleineren texanischen
Grenzstadt Del
Rio versuchen.
Auf der Interstate
5 durchqueren wir San Diego, fahren bald parallel zur Pazifikküste
und treten gut 2 Stunden später auf dem Santa Ana Freeway
in den Großraum Los Angeles ein. Für das
„Westin-Bonaventure-Hotel”
in der Figueroa-Street haben wir von
unserem Reisebüro eine ungenaue
Lageskizze erhalten, so daß ich viel zu weit südlich
in diese Straße einbiege. Es ist dies ausgerechnet
die längste Straße von Los Angeles, genau 48 Kilometer
lang, und so muß ich in South Central, der gefährlichsten
Region der Stadt, zweimal anhalten und fragen. - In Los
Angeles sollen ungefähr 400 Gangs mit 39.000 Mitgliedern ihr
Unwesen treiben, denen 350 Sonderermittler
gegenüberstehen (Sozialarbeiter werden
nicht erwähnt). Das sieht hoffnungslos aus, jedenfalls
im Vergleich mit dem Paris des 19. Jh.; Balzac
nämlich, der durch den ehemaligen Verbrecherkönig
und späteren Polizeiführer Vidocq bestens
informiert war, beziffert in ,Vautrins
letztes Abenteuer' (1847)
für die 1840er Jahre die dortige Unterwelt auf 60 bis 80
Tausend Individuen und kommt auf ungefähr
dieselbe Zahl für den Gegenpart der Polizei- und
Justizbeamten. Sicherlich besteht ein
Zusammenhang zwischen der miserablen personellen
Ausstattung und dem üblen Ruf des Los Angeles Police
Departements.
Nun, es ergeht mir besser als dem Autofahrer in Kasdans ,Grand Canyon'
(1991), der in dieser Gegend nach einer Abkürzung suchte. Die von mir befragten
beiden Männer antworten höflich, doch auch eine afroamerikanische Grandma, die
mit mir durch das Fliegengitter ihres Holzhäuschens spricht, weiß mit
dem Namen des schon 1977 erbauten Hotelkomplexes
nichts anzufangen. Erst nach längerer Zeit finden wir doch noch zu dem von (Schnell-)Straßen umringten gewaltigen „Bonaventure” und bereiten uns nach dem verkehrstechnisch
mißglückten Spaziergang auf die beiden nächsten Tage in dem Moloch Los
Angeles vor.
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