Dieser
Strunk gleicht tatsächlich einem toten Lebewesen, dem eine Gliedmaße
fehlt. Alan LeMay beschreibt in ,The Searchers’ die bei John
Ford ausgesparte Szene, wie Ethan (alias Amos) mit dem von den
Komantschen abgetrennten Arm der skalpierten Martha hervorkommt,
ihn an seine Brust drückend und mit dem Blick eines Wahnsinnigen
(„Martin saw that the thing Amos carried had a hand, and that it
was Martha’s hand ... The Comanches did things like that”).4
Ford hat dies offenbar in ein filmadäquates Symbol gebracht, hat für
den Arm die Hand als Pars pro toto genommen, die Klaue des
Häuptlings als Doppelsymbol für die Tat und für den Täter
als Racheziel.
Auch
der Strickpullover von Munros Ehefrau Kate, die
sich noch in der Tradition amerikanischer Pioniere verwurzelt
sieht, ist mit schwarzen Kaktusfingern gemustert. Der von Kate
porträtierte schlafende Munro wird mit vier Fingern auf dem Bauch
gezeigt,
„auf
seinem Schwanz”, wie Kate den Anblick kommentierte. Schon bei Ford
ist die Klaue ja auch sexuell konnotiert, als die
einer Schändung. – Angesichts all dieser Zeichen und der
Aggressivität des peitschenden Atlantiks darf man sich
nachgerade an den drohenden Angriff der Komantschen erinnert fühlen
und Munros Durchschreiten der zerbrochenen Scheibe als
ein weiteres Todeszeichen nehmen, das sich jenseits des
Atlantiks dann erfüllen soll.
Beim
Warten auf Gordon fällt die Crew rasch auseinander. Kamerabewegung
und Schnittrhythmus des ersten Abends erwecken zwar
den Eindruck, als würden die verschiedenen Zimmerbewohner und ihre
Aktivitäten noch miteinander verbunden, doch sind die
Anstrengungen, die Zeit sinnvoll zu überbrücken, allzu bemüht:
Den Anfang macht die Kamera für Marks Zimmer, indem sie der Herkunft
von Joe Elys Song ,Standin’ at the Big Hotel’ bis ins
Badezimmer zu dem in der Wanne Daliegenden folgt. Nach dem
Schnitt entledigt sich Anna, derweil von Marks Zimmer der Hotel-Song
herüberdröhnt, vor einem im Wind sich bewegenden
Filmprospekt ihres ,Survivors’-Anzugs und tritt dann mit
LeMays Buch ans Fenster der angelehnten Flügeltür; während
sie halbnah bei der Lektüre gezeigt wird, verliest sie im Off die
Stelle mit dem draußen so klaren „Abendlicht” (vor dem Überfall
des Falken). Und als auch sie bald hinausblickt, erfolgt ein
korrespondierender Schnitt zu einem im
Abendlicht daliegenden Strandabschnitt mit einer Klippe im
Hintergrund und schwenkt die Kamera langsam hinunter auf ein
Aquarell mit ebendiesem Motiv, an dem soeben Kate auf dem Balkon
arbeitet. Man hat derweil schon im Zimmer das Geklapper der
Schreibmaschine ihrer älteren Tochter gehört, zu der hin und wieder
zurück geschnitten wird, als Kate ihr den korrekten Gebrauch
der Maschine erklärt. Nach dem nächste Schnitt sieht man Kates
Ehemann Munro, wie er vor einer Staffelei steht und, von draußen
durchs Fenster gezeigt, hinausblickt, wobei sich in den Fenstern der
ein wenig geöffneten Flügeltüren wiederum jenes Motiv mit Strand
und Klippe gleich zweimal spiegelt. Julia kommt ins Bild und
macht eine Blitzlichtaufnahme von ihm, der sie daraufhin fürs Bad
auszukleiden beginnt. Nach weiteren Familienszenen wird zu Joan
geschnitten, die für ihr Geigenspiel bald das Metronom zuschaltet
und sodann wieder zurück zu Anna, die dadurch erneut
gestört wird und zum Weiterschreiben den Spiegel ihr gegenüber
verhängt. Mit dem Anblick des blubbernd im Badewasser versinkenden
Mark wird diese erste kreisläufige Sequenz von Innenaufnahmen
abgeschlossen.
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