Das
Remake von Munro nun ist ein kleiner schwarzer Film im Film, in dem
die Leitmotive des Hauptfilms schon Gestalt annehmen.
Dazu paßt, daß ,The Survivors’ in „amerikanischer Nacht”
gedreht ist – dies sicherlich auch in Erinnerung an Allan
Dwan, der mit dieser „Day-for-Night”-Technik ausgiebig
experimentiert hatte. Nach der ersten Einstellung, die einige
Personen beim Durchqueren der „Sea of stones” am
Rande einer Dünenlandschaft zeigt, entwickelt sich in einer
Überblendung aus kreisförmigen Lichtpunkten
rasch ein Strahlenkranz, der sich über die Personen legt. Es sind
genau 12 Sterne, angeordnet wie das kranzförmige
Logo der Europäischen Union. Sollte dies nicht schon
ein Kontrastbild zu dem hinter Coppola stehenden und diesen
selbst bedrängenden amerikanischen Produzenten
ORION sein? Letzterer zeigte eine Zeitlang das bekannte
Sternbild mit dem Gürtel, acht Sterne, die sich zu
einem Kreis formierten und dann, immer rascher herumwirbelnd, von dem
O von „Orion” abgelöst wurden. Das jetzige
europäische Unionszeichen würde demnach die prekäre „europäische
Sehweise” andeuten, die Gordon laut Dennis an
Munro so schätze.
Im
Gegensatz zu jenem gewalttätigen Jäger der Antike (Orion) erscheint
bei Wenders der Sternenkranz als Passionszeichen, denn
diese 12 Sterne fließen zu einer Art Dornenkrone zusammen und
stimmen so auf die marianische oder christologische Szenerie
um das zu tötende eigene Kind ein. Es läßt sich eine rituell
sorgfältige Vorbereitung dieser Opfertat erkennen. Das
Tötungstabu wird zunächst dadurch
beschwichtigt, daß sich die Klagelaute des kontaminierten
Kindes eher wie die einer Katze anhören und ihm die
Mutter ein Schlaf- und Trostlied singt. Sodann mildert auch die
Parallelmontage das Geschehen, indem wiederholt
vom Vater Mark, der nach Überprüfung des Fallouts mit
einer kreisförmig aufleuchtenden Apparatur (mit ebenfalls 12
Lichtpünktchen!) ein kleines Skelett in einem
Autowrack filmt, hin zu dem Kind geschnitten wird, dem die Mutter
(Joan) soeben die Bandagen abwickelt; und auch
hinüber zu Anna, die vor einem Heiligen- oder
Marienbild sich vergeblich an der Bekreuzigungsgeste
versucht. Das
merkwürdige Beruhigungslied der Mutter
lautet: „The sun will pour on the earth forever,
daughter sleep.|... The stars will walk in the sky forever
...” (03:34-57)
Der
Liedtext stammt nicht etwa aus Allan Dwans Vorlage, sondern,
geringfügig abgewandelt, aus der Romanvorlage
für John Fords Film, aus Alan LeMays ,The
Searchers’!
Als die beiden nach einem tagelangen Blizzard vom
Schnee zugedeckt daliegen und Mart dem Koma nahe ist,
bringt ihn der Komantschenhasser Amos (Ethan) mit einem Todeslied der
Komantschen wieder
zu sich:
„The sun will pour life on the earth forever ...
(I rode my horse till it died.)
The earth will send up new grass forever ...
(I thrust with my lance while I bled.)
The stars will walk in the sky forever ...
(Leave my ponys’s bones on my grave.)”6
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