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THE SURVIVORS 00:28

09:44 (vergrößerter Bildausschnitt)


Das Remake von Munro nun ist ein kleiner schwarzer Film im Film, in dem die Leitmotive des Haupt­films schon Gestalt an­neh­men. Dazu paßt, daß ,The Survivors’ in „amerikanischer Nacht” ge­dreht ist – dies sicherlich auch in Erinnerung an Allan Dwan, der mit die­ser „Day-for-Night”-Technik aus­giebig experimentiert hatte. Nach der ersten Einstellung, die einige Per­so­nen beim Durch­queren der „Sea of stones” am Rande einer Dünenlandschaft zeigt, ent­wickelt sich in einer Überblendung aus kreis­för­mi­gen Licht­punkten rasch ein Strahlenkranz, der sich über die Personen legt. Es sind ge­nau 12 Sterne, angeordnet wie das kranz­för­mi­ge Lo­go der Eu­ro­päischen Union. Sollte dies nicht schon ein Kontrastbild zu dem hinter Coppola stehenden und die­sen selbst bedrängenden ame­ri­ka­ni­schen Produzenten ORION sein? Letzte­rer zeigte eine Zeitlang das bekannte Stern­bild mit dem Gür­tel, acht Ster­ne, die sich zu einem Kreis formierten und dann, immer rascher herumwirbelnd, von dem O von „Ori­on” ab­ge­löst wur­den. Das jetzige europäische Unionszeichen würde demnach die prekäre „europäische Sehweise” an­deu­ten, die Gor­don laut Den­nis an Munro so schätze.

   Im Gegensatz zu jenem gewalttätigen Jäger der Antike (Orion) erscheint bei Wenders der Ster­nen­kranz als Passionszeichen, denn diese 12 Sterne fließen zu einer Art Dornenkrone zu­sammen und stimmen so auf die marianische oder christologische Sze­ne­rie um das zu tötende eigene Kind ein. Es läßt sich eine rituell sorgfältige Vorbereitung dieser Opfertat erkennen. Das Tö­tungs­ta­bu wird zu­nächst dadurch beschwichtigt, daß sich die Klagelaute des kontami­nierten Kindes eher wie die einer Kat­ze an­hö­ren und ihm die Mut­ter ein Schlaf- und Trostlied singt. Sodann mildert auch die Pa­ral­lelmon­tage das Geschehen, in­dem wie­der­holt vom Va­ter Mark, der nach Überprüfung des Fall­outs mit einer kreisförmig aufleuchtenden Apparatur (mit eben­falls 12 Licht­pünkt­chen!) ein kleines Ske­lett in einem Autowrack filmt, hin zu dem Kind geschnitten wird, dem die Mutter (Joan) so­eben die Ban­da­gen ab­wickelt; und auch hin­über zu Anna, die vor einem Hei­li­gen- oder Marienbild sich ver­geb­lich an der Be­kreu­zi­gungs­ge­ste versucht. Das merk­würdige Be­ru­hi­gungs­lied der Mut­ter lau­­tet: „The sun will pour on the earth for­ever, daught­er sleep.|... The stars will walk in the sky for­ev­er ...” (03:34-57)

   Der Liedtext stammt nicht etwa aus Allan Dwans Vorlage, sondern, geringfügig abgewan­delt, aus der Ro­man­vor­la­ge für John Fords Film, aus Alan LeMays ,The Searchers’! Als die beiden nach einem ta­gel­an­gen Bliz­zard vom Schnee zugedeckt da­lie­gen und Mart dem Koma nahe ist, bringt ihn der Komantschenhasser Amos (Ethan) mit einem Todeslied der Ko­mant­schen wie­der zu sich:

               „The sun will pour life on the earth forever ...
                    (I rode my horse till it died.)
               The earth will send up new grass forever ...
                   (I thrust with my lance while I bled.)
               The stars will walk in the sky forever ...
                  (Leave my ponys’s bones on my grave.)”
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