Quelle: http://3.bp.blogspot.com/_AZaeJIQzyF8/Sw0UlL1rv0I/AAAAAAAAC6A/HX_rrN2IzDI/s1600/01.jpg
Nach
dem Einchecken ins jüngst renovierte Hotel „Montreal” gehen wir
an der Kathedrale vorbei in die Innenstadt.
Die aber will sich als Raumgefühl so recht nicht
einstellen, trotz der nahezu 70.000 Einwohner sind nur da
und dort mal mehr als zwei, drei Dutzend Leute beisammen.
Wir laufen zurück zum Hotel und erkunden Ragusa nun mit
dem Auto; doch zu unserem Befremden ist auch jetzt kein
eigentliches Zentrum auszumachen, auch beim
Busbahnhof sind gerade mal wieder zwei Dutzend Leute zu
sehen, und wie ausgestorben ist am heutigen Sonntag das
Industriegebiet mit seinen Raffinerien.
Schießlich stoßen wir auf ein Fußballstadion, doch in
dem Moment, als ich den Peugeot abstelle und Karten
kaufen will, ist der Pfiff des Schiedsrichters zu
hören und kommen schon die ersten Zuschauer aus dem Stadiontor!
So lassen wir uns zuletzt in einer direkt bei der
Hauptbrücke liegenden Allround-Trattoria nieder.
Bei Einbruch der Dämmerung finden sich nun doch mehr Passanten
und Gäste ein, auch Familien mit Kleinkindern, doch immer
noch verwunderlich wenige. Viele Einwohner
sollen in der Erdölindustrie oder beim
(Untertage-)Asphaltabbau beschäftigt sein.
Erholen sie sich etwa zur Zeit an Italiens Stränden?
Mo. 18.8.03:
Ursprünglich
wollten wir einen Umweg über Donnafugata nehmen, doch drehte
Visconti bei der Verfilmung von Lampedusas
,Gettopardo’
nicht in diesem Palast, sondern
in dem von Lampedusas Vorfahren in Palma bei Agrigent. So kommen
wir denn bald an Gela vorbei, wo Aischylos starb und
Samuel Fuller mit seiner „Big Red One”
anlandete;
und erneut vorbei an gewaltigen Raffinerien, bis wir
Empedokles’ Heimatstadt Agrigento
erreichen, alias Girgenti
alias Akragas. Nach kurzer Wartezeit in unserer Hotelanlage
„Mose” können wir das Gepäck im Zimmer abstellen
und weiter zu dem sogenannten Tempeltal
fahren. Die wohl nach dem
ägyptischen „Tal der Könige” gewählte Bezeichnung
ist ungeschickt, da die Hauptanlagen auf
einem Höhenkamm liegen, der sich über annähernd
2 km in west-östlicher Richtung erstreckt („Collina dei
Templi” lautet
denn auch die korrektere italienische
Bezeichnung). Auf Ruths Mahnung hin kaufe ich mir ein weißes
Leinenhütchen, das uns beiden dann, im Wechsel,
bei dem mehrstündigen Rundgang immer wieder zugutekommt.
Inmitten vieler Besucher schreiten wir auf den
großen Concordiatempel
zu, der von allen am besten
erhalten ist, weil er schon sehr früh zu einer christlichen
Basilika umgebaut wurde. Sie wurde erst im 18. Jh. bei
der Restaurierung der anderen Tempel profaniert
und zum Tempel zurückgebaut. Unweit des Tempels, der den Dorischen
Eckkonflikt auf eigenwillig Weise anging
(„doppelte Eckkontraktion”),
befindet sich noch eine frühchristliche Nekropole. Nach
Besichtigung auch des Juno- und
Heraklestempels begeben wir uns zu dem einzigen
tatsächlich im Tal liegenden Asklepiostempel,
dessen Ruine Goethe von einem Johannisbrotbaum
beschattet fand. Ich will nachschauen, doch ist das
Zugangstor verschlossen, da sich dort ein
landwirtschaftliches Ministerium
angesiedelt hat.
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