Mittags
nehmen wir die Straßenbahn auf den Hradschin zu, doch umfährt sie
den Burgberg diesmal in einem unerwarteten Bogen nordwärts, so
daß wir erneut zurückfahren müssen und dann auf der recht steilen
alten Schloßstiege zum Burggelände hochgehen. Die
überlaufene „Goldene Gasse”
verschmähen wir diesmal und besichtigen die alte Königsburg.
Besonders beeindruckend mit seinen komplexen gotischen
Pfeilern und Rippengewölben ist der riesige
Vladislavsaal, in dem einst auch Reiterturniere
stattfanden. In der darüberliegenden böhmischen Kanzlei
kann man noch den Raum des Zweiten Prager Fenstersturzes
von 1618 besichtigen.
Der gegenüberliegende, bei
unserem letzten Besuch geschlossene Veitsdom erinnert mit seinem
Doppelturm von fern an den Kölner Dom (tatsächlich
wurde sein Baumeister Peter Parler in der Kölner Dombauhütte
ausgebildet). Er ist zwar vergleichsweise winzig,
wirkt aber als hochgelegener Burgdom
majestätischer und ist im Inneren ansprechender als jener dustere
zu Köln.
Auf dem Vorplatz zum Hradschin lassen wir
uns auf den Stufen des Masaryk-Denkmals nieder. Kämpfende Giganten
auf den Torpfeilern flankieren das Burghof-Portal;
das Palais Schwarzenberg auf der Gegenseite des luftigen
Vorplatzes erinnert mit seiner – illusionsmagisch
aufgemalten – Diamantquader-Fassade an den
marmorverkleideten Palazzo dei Diamanti in
Ferrara.
Auf der „Kleinseite” passieren wir den monströsen
Cernin-Palast und gehen stadteinwärts die Hangstraße hinunter. Zur
Rechten ist das angeblich wacklige Eiffelturm-Imitat
auf dem Laurenziberg zu erblicken, nicht aber der irgendwo dort
drunten liegende Lobkowicz-Palast, der 1989 zur
Sammelstelle tausender von DDR-Flüchtlingen
wurde.
Noch diesseits der Moldau lassen wir uns an
einer sehr belebten Ecke in einem Straßencafé nieder und
fahren schließlich mit der Straßenbahn zurück.