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Auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Prag-Zižkov


Innenstadt von PILSEN (PLZEŇ)
Quellen: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/15/Kafka_grave_Prague_4916.JPG 

https://encrypted-tbn1.gstatic.com/i­mages?­q=tbn:­ANd9GcSFkzVZA­wniTei­PhKbBOHtUI­uwzIIExRKI7YCOqVmo4prutBUKC


4. Tag, Do. 8.6.06:


Da die Straße vor dem Hotel ab 7 Uhr für ein Großreinemachen geräumt sein muß, habe ich mich früh wecken lassen, finde aber im ganzen Vier­tel keinen Park­platz. Denn auch die umliegenden Straßen sind gesperrt, so daß ich den Saab wieder beim Hotel abstelle und nach ziemlich ha­sti­gem So­lofrühstück auf die Stra­ße tre­te und auf die Reinigungswagen warte. Sie ha­ben schon in der allernächsten Umgebung zu tun. Noch an­de­­re, auch An­lieger, sitzen wartend in ihrem Au­to, um es dann end­lich umsetzen zu können. Bald gesellen sich einige im konformistisch-schwar­zen „Krea­ti­ven”-Look ge­kleidete Ma­na­ger mit iPod oder Kopf­mi­kro­fon fürs morgendliche Geschäftsdiktat hinzu, Ho­tel­gä­ste, die nur auf ih­re Wei­ter­be­för­derung war­ten.


Vor der Heimfahrt besuchen wir noch in Zižkov den Neuen jüdischen Friedhof mit Kafkas Grab. Wie in den Synagogen habe ich mir hier die Kip­pa aufzusetzen. Wie­viel deutsch klingende Namen in deutscher Schrift doch auf den Grabsteinen die­ses 1890 angelegten Friedhofs zu fin­den sind! Kaf­kas Grab gegenüber ist eine Ge­denk­ta­fel an Max Brod in die Friedhofsmauer ein­ge­las­sen. – Es haben sich hier nur noch zwei oder drei an­de­re Be­su­cher eingefunden.


Nach ungefähr einer Fahrstunde erreichen wir PILSEN. Die bei der Durchfahrt 1987 so triste und farblos Stadt ist kaum wie­der­zu­er­ken­nen, was nicht nur – wie in den ersten Jahren der Ex-DDR – an der grellen Buntheit der Konsumwerbung liegt. Auch die Geschäfte um den Marktplatz ma­chen einen guten Eindruck; und so kön­nen wir denn auch dort jenes vor der Pra­ger Grö­be-Vil­la bewunderte Motorrädchen kaufen. Betont welt­läu­fig gibt sich ein kleines Marktplatz-Café mit lauf­en­dem MTV-Pro­gramm, das wir für Cappucino und Kuchen anlaufen. Dann aber dringt doch noch der stark provinzielle Charakter durch. Zu­erst bei zwei des Eng­li­schen und Deut­schen nicht kundigen Polizistinnen, die uns nur müh­se­lig und sehr un­ge­fähr den Weg zur Autobahn hin angeben können. Und wenig später, als ich an ei­ner Tank­stel­le dem Fahrer eines Klein­wa­gens ver­geb­lich klarzumachen suche, daß ich die Autobahn zur deutschen Grenze hin su­che. Er kann mein An­sin­nen ein­fach nicht be­grei­fen, nur seine Frau hätte offenbar – so Ruths Eindruck – die Richtung anzugeben gewußt, sich dies aber nicht ge­traut. Allerdings fehlt bis un­mit­tel­bar vor der tschechisch-deutschen Grenze jeder Hinweis auf die Richtung. In Deutsch­land hin­ge­gen wird man sogleich mit einem „Will­kom­men!” be­grüßt.

  

P.S.: Die Autofahrer der Prager Region verhalten sich sehr vernünftig und ihre Autos, häufig die schon 1987 von uns be­wun­der­ten Sko­das, sind meist in ei­nem gu­ten Zustand. - Obgleich der Einfluß der deutsch-österreichischen Kultur be­son­ders in der Stadt­ar­chi­tek­tur überwältigend ist, kommt man mittlerweile mit der deut­schen Sprache nicht mehr weit, selbst an der Ho­tel­re­zep­tion ha­ben uns die - freilich jüngeren Ma­na­ger(in­nen) - bald um Englisch gebeten. Wenig gewandt und mit­un­ter schroff sind im­mer noch die Be­diensteten der Museen und anderer öf­fent­li­cher Ge­bäu­de. Und hier und da gibt es noch au­gen­fäl­lig zu viel Per­so­nal, das uns et­wa in dem Pil­sener Spielzeugladen auf Schritt und Tritt folg­te, dann aber nicht von sel­ber dar­auf kam, für eine von uns gewünschte nähere Inspektion die Pla­stik­pla­ne von dem Motorrädchen zu ent­fer­nen.

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