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MEGALÓPOLIS, Braunkohlewerke und deutsche Ausgrabungen (1997)











Antikes Theater von Megalópolis
Quelle: http://farm3.static.flickr.com/2368/2537229100_59b0a1f23c.jpg  


Eine halbe Stunde später erreichen wir Megalópolis, diese einst durch Zusammenlegung von 40 Orten gegründete Haupt­stadt des gegen Sparta geschlossenen Arkadischen Bundes. Bis zu ihrer Eroberung und Zerstörung hat sie sich kaum 150 Jah­re halten können, schlug freilich bis dahin drei Angriffe Spartas ab. In der Nähe eines riesigen Braun­koh­le­werks kom­men wir vor der Stadt an einem Grabungsgelände vorbei, in dem soeben gearbeitet wird. Wir treten hinzu. Un­mit­tel­bar ne­ben der zwei Meter höherliegenden Straße dirigiert ein zünftig gekleideter Archäologe einen Bulldozer, der Erdmassen in einen großen LKW schüttet und sie sicherlich zur genaueren Sondierung an einer entfernten Stelle ablädt. Hundert Me­ter weiter legen ungefähr 20 Leute Gebäude und Wege frei. Hingestreut über das große Gelände liegen viele Frag­men­te von Tem­peln und anderen Gebäuden, auch jenseits der Straße. Sind dies etwa Notgrabungen angesichts eines weiteren ge­plan­ten Koh­le­kraft­werks? Denn sogar bei dem gut 200 Meter entfernt gelegenen antiken Theater wird gegraben; als wir dort ein­tref­fen, machen einige jugendliche Helfer gerade Schicht und werfen Schaufeln und Picken im hohen Bogen hin­un­ter in die Szene. Eines der im Gelände abgestellten Autos trägt Plaketten der Universitäten Gießen und Marburg. – Nach­­trag: Es wa­ren Freilegungsarbeiten der Agora, die von 1991 bis 2003 unter der Leitung des Marburger Archäologe Hans Lauter durchgeführt wurden.

 

Wir besichtigen noch das Theater, das nach Pausanias mit annähernd 20.000 Plätzen das größte Griechenlands war und auch als Versammlungsort des Arkadischen Bundes diente. Von den 50 bis 60 Sitzreihen haben sich nur noch die unteren acht erhalten. Zuletzt soll der Türkenbekämpfer Kolokotronis das Theater für den Ausbau seiner Festung Karítena ge­plün­dert haben.


Nach einer guten weiteren Fahrtstunde erreichen wir unser Tagesziel Kalamáta am Golf von Messenien. Bei dem großen pel­­o­pon­ne­sischen Erdbeben von 1986 wurde die Stadt weithin zerstört; nahezu die Hälfte der Einwohnerschaft verließ Ka­la­má­ta, die übrigen hausten jahrelang in Baracken und Containern. Uns fallen jetzt keine größeren Schäden mehr auf, doch etliche dieser angeblich erdbebensicheren Stahlbetonkorsetts, in die oft erst nach Jahren die Wände eingemauert wer­den. Auf der Suche nach unserem Ho­tel in der Bucht des Dorfes Almiros durchfahren wir mehrere kleine Haine. Das Ho­tel liegt schräg gegenüber der Kilometer entfernten langen Strandpromenade Kalamátas, deren Lichtergefunkel in man­­cher Abendstunden zu irisieren scheint. Beim Abendessen draußen verläßt ein Gast demonstrativ die Terrasse, als in der Nähe eine Disco zu lärmen beginnt (doch ist nach zehn Minuten Ruhe).


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