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Oben grünt am Gestad' ein

   weitumschattender Ölbaum.

Eine Grotte, nicht fern von dem

   Ölbaum,lieblich und dunkel,

Ist den Nymphen geweiht, die

   man Najaden benennet.

Steinerne Krüge stehn und

   zweigehenkelte Urnen

Innerhalb; und Bienen bereiten

   drinnen ihr Honig.

Aber die Nymphen weben

   auf langen steinernen Stühlen

Feiergewande, mit Purpur ge-

   färbt, ein Wunder zu schauen.

Unversiegende Quellen durchströ-

  men sie. Zwo sind der Pforten:

Eine gen Mitternacht, durch wel-

  che die Menschen hinabgehn;

Mittagwärts die andre geheiligte:

   diese durchwandelt

Nie ein sterblicher Mensch; sie

   ist der Unsterblichen Eingang.

(13. Gesang der 'ODYSSEE',

103-112; J. H. Voß)

Quelle: www.aetoma.com/cephalonia/lg_c20040723-11h22m55s-D.jpg


Die. 19.8.:

 

An diesem vorletzten Tag auf Ithaka machen wir uns auf den Weg nach Vathi zur Nym­phen­grot­te, der Höhle, in der Odysseus bei seiner Rück­kehr auf Athenes Rat hin den Schatz der Phä­a­ken ver­steckt ha­ben soll. Um für den Rückweg noch den letzten Bus des Tages zu be­kom­men, der schon gegen 11 Uhr morgens von Vathi aus zurückfährt, fah­ren wir in Fríkes gegen 7 Uhr früh mit dem Bus los und erhalten statt des Frühstücks ein Picknick-Paket mit auf den Weg. Der Fah­rer, der zunächst einige nördliche Inseldörfer ansteuert, nötigt zweimal ein ent­ge­gen­kom­men­des Fahrzeug zum Zurücksetzen. Einige Ki­lo­me­ter vor Vathi setzt er uns an ei­nem Sei­ten­weg zur Grotte ab. Eine Drei­vier­tel­stun­de geht es nun leicht bergan, weithin zwar durch Oli­ven­hai­ne und bei bewölktem Himmel, aber beschwerlich genug. Uns begegnet nur eine Frau, die Fut­ter schneidet. Bei der Grotte erwartet uns ein älterer Mann mit drei jungen Helfern und bit­tet uns, noch ei­ni­ge Minuten zu warten, bis der Generator die Grotte zu beleuchten ver­mag. Der jün­gste der Assistenten führt uns dann eine eiserne Wen­del­trep­pe hinunter. Diese auch ,Mar­mor- oder Steinhöhle’ (,Mar­ma­ro­spi­lia’) genannte Tropfsteinhöhle ist ungefähr 20 Meter breit, bis zu zehn Me­tern hoch und sehr uneben; hoch droben ist ein klei­nes Lichtloch zu se­hen, das mit dem identisch sein soll, das in der ,Odys­see’ als Eingang für die Götter be­zeich­net wird. Die Grot­te liegt frei­lich 180 Meter über dem Meeresspiegel und wäre, wie man schon be­merkt hat, fürs Her­an­schleppen von Schätzen weit weniger ge­eig­net als die genannte Höh­le in der Po­lis-Bucht von Stáv­ros. – Beim Hin­­aus­tre­ten ins blendende Tageslicht gebe ich ver­se­hent­lich einem an­­de­­ren der Jünglinge das Trinkgeld; die beiden werden sich hof­fent­lich ar­ran­gie­ren.   

   In dem entlegenen Hain verbringen einige italienische Familien in Holz­häus­chen mit Ge­ne­ra­tor ih­ren Urlaub. Überhaupt sind es über­wie­gend Italiener, die wir als ausländische Be­su­cher hier und auf der Pe­lo­pon­nes bemerken, während sich Franzosen, Engländer und Deut­sche bei­na­he nur an Stätten wie Olympia und Mykene einfinden, nicht selten vermutlich aus Lan­ge­wei­le an ih­ren Badestränden. – Am Ran­de des Olivenhains läuft ein von mir so nie ge­se­he­ner kapitaler Tau­send­füß­ler über die Straße hin; als ich ihm mit dem Fuß den Weg ver­sper­re, klet­tert er so­fort und unerwartet behende über den Schuh hin­weg in Richtung Ho­sen­bein: Nur mit heftigem Bei­nschwung kann ich ihn eben noch abschütteln!


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