Quellen für die Ruinen-Photos: https://mw2.google.com/mw-panoramio/photos/small/67028476.jpg www.flickr.com/photos/malingering/58831986
Jene
Weihe-Inschrift hat man auch der modernen Odysseus-Büste in dem
kleinen Park von Stavrós gegeben. Sie ist gut postiert,
denn man kann von hier auf die Polis-Bay hinunterschauen. – Beim
erfrischenden Café frappé und
dazugereichten Wasser sitzen wir noch
eine Zeitlang an der Dorfstraße. Direkt vor uns wird Gemüse
auf einem abenteuerlich beladenen
Pickup angeliefert; niemand bückt sich nach
der heruntergefallenen großen Zwiebel. An
einer benachbarten Wasserstelle
werden Flaschen aufgefüllt, und der Frisör
schlendert derweil auf und ab.
So. 17.8.97:
Eine
der kleinen Buchten, die wir vorgestern auf dem Weg nach Kióni
erspäht hatten, hat uns ausnahmsweise
einmal zum Baden verführen können. Es ist ein Kiesstrand, auf
dem wir denn bis zum smaragdgrünen Saum des Wassers
lieber auf Badeschuhen gehen, die sich dann auch als tüchtige
Flossen nutzen lassen. Einige ältere Männer
laufen gemächlich auf und ab, bis sie sich wieder mit
Ausdauer dem Schwimmen hingeben. In
unserer Nähe betreut eine junge energische
Frau zusammen mit einem größeren asiatischen Mädchen
eine Kindergruppe. Alle schnorcheln im Wasser, bis auf den
Kleinsten, einen ungefähr Vierjährigen,
der sich nur behutsam benetzt und dann still und mit zartem
zufriedenem Sinn den anderen zusieht. Erst nach
zwei Stunden bemerken wir, daß wir uns statt mit dem
effizienten Sonnenschutzöl versehentlich
mit einem „Sonnenöl für danach”
eingerieben haben. So kann ich mir später zum
ersten Mal nach Jahrzehnten wieder nach einem
veritablen Sonnenbrand die hauchdünne
oberste Hautschicht abziehen.
Auf
nachmittäglichem Ausflug kommen wir an etlichen Gebäuden vorbei,
die nach dem Erdbeben von 1953 aufgegeben wurden,
aber inmitten ihrer meist terrassierten
Gartenanlagen daliegen, als erwarteten sie nur den Zeitpunkt
ihres Wieder- oder Neuaufbaus. – Beim Abendessen
am Hafen beobachten wir ein andermal
Bergziegen, die heruntergesprungen
kommen und an einer unbelebten Stelle der Bucht trinken.
Eine Segelschulflotte trifft ein, deren
Nachzügler noch im Dunkeln über Lautsprecher
eingewiesen werden. Mit diesem Leben nach
Feierabend, angetäut oder vor Anker, mögen
wir uns nicht anfreunden; es kommt uns beiden eher triste
vor, ganz gleich, ob als einsame Stallwache oder, wie
heute auf einer deutschen Luxusyacht zu
sehen war, inmitten der komplett zurückgebliebenen
Crew.
Mo.
18.8.97:
Am
Vormittag laufe ich allein nach Stávros, um im dortigen Postamt eine
mir wichtige Expreßsendung für ,Roadmovies’
aufzugeben (bis heute ist sie noch nicht in
Deutschland aufgetaucht). Nach meiner Rückkehr machen
wir einen Kraxelausflug in das Berggelände, in dem
wir des Abends die Ziegen herabspringen
sahen. Die sengende Sonne treibt und schließlich
wieder zurück in die Bucht; unsere Häupter
haben wir abwechselnd mit einem Badetuch
umwinden müssen. – Wir lassen uns des längeren
in einem Strandrestaurant nieder. Die Kellner, meist
junge und angenehm zurückhaltende
Männer, überqueren ständig auf riskante
Weise die Dorfstraße. Ruth wird langsam zur Spezialistin
für die köstlichen griechischen Süßigkeiten,
während mich auch Altbekanntes wie Spaghetti auf
neue griechische Art überraschen kann.
Im
Hotelzimmer widmen wir uns unserer (Reise-)Lektüre. Trotz der
hier reichlich wachsenden Eukalyptusbäume,
die als „Fieberbäume” den Wasserspiegel
senken, habe ich mir zwei Dutzend Mückenstiche
zugezogen.
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