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KIÓNI



KIÓNI

Quellen: http://picasaweb.google.com/lh/photo/wnj_twj_l3foWvnsf8eHSQ                                                                                                         www.esys.org/rev_info/ithaka-kioni-hq.jpg


Fr. 15.8.:


Nach dem Frühstück machen wir uns zu Fuß auf den gut sechs Kilometer weiten Weg zum Fischerdorf KIÓNI, das als das schön­ste Ithakas gilt. Die klei­ne, in weiten Bögen sich hinziehende Küstenstraße bietet immer wieder Ausblicke auf verlockende klei­ne Badestrände, die hier und da im Schatten von Bäumen liegen. Am Straßenrand befinden sich vor den Olivenhainen Schutz­­häus­­chen mit einer Kerze und einem Kontrollzettel, auf dem die Inspektionen zur Bekämpfung von Parasiten eingetragen wer­den. Auch an einigen weißen Andachtshäuschen kommen wir vorbei, in denen wie üblich Flaschen mit Alkoholresten und an­de­ren verrottenden Votivgaben zu sehen sind. Oberhalb von Kióni bleiben wir längere Zeit auf einer beschatteten Bank sitzen und be­trach­ten das Treiben ringsum: Eine Frau, die beim Fortgehen mit erhobenem Arm eine Torte balanciert, eine Alte, die ihr Kätz­­chen ausführt; und immer wieder Motorradfahrer, die den Serpentinenweg heraufknattern oder beim Hinunterfahren wie so man­­cher Autofahrer den Motor abstellen.

   Das Fischerdörfchen drunten hat eine Ruhmestat aus dem 17. Jh. aufzuweisen, als es einmal die überall hier aufkreuzenden Pi­­­ra­­­ten zurückschlagen konnte. Gegenwärtig wird es vom (britischen) Wassertourismus dominiert. Wir lassen uns zuletzt vor ei­ner Ta­ver­ne beim Eiskaffee nieder; beim Bezahlen erlaubt sich die et­wa 55jährige Bedienstete einen kleinen Betrugsversuch, als sie mit unseren 5000 Drachmen (gut 35 Mark) davongeht und partout nicht mehr wiederkommen will. Das ist denn doch et­was zu viel des Guten, und ich stöbere sie in einer Ecke der Küche auf, wo sie mir sogleich kapitulierend den stattlichen Rest­be­­trag entgegenstreckt. Für den Rückweg nach Fríkes nehmen wir ein Taxi, denn nach dem Hinmarsch an diesem heißen Tag hat Ruth „Marzipanfüßchen” bekommen.
   In Fríkes erklingt unvermutet schwäbischer Kindergesang aus einem Garten! Es sind vermutlich Pietisten- bzw. Pfarrerskinder, denn sie tragen die verpopte Version eines Kirchenliedes vor („ ... alle Welt beugt das Knie vor Dir”). In den Gassen wird uns re­­gel­­mä­­ßig ein „Jassas” oder jetzt „Kallispera” entboten. – Der Mond senkt sich hier so gar nicht in unserem gewohnten Tü­bin­ger Bogen herab, vielmehr scheint er immer weiter zu steigen, um erst am Morgen flach am Horizont dazustehn. Und kaum ein­mal sind in dieser Woche auf Ithaka die Sterne zu sehen.
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