Der
zweistündige Flug von Xian nach Hangzhou erfolgt im Airbus
319 der "Eastern China".
Anders als im Superjumbo A 380 der Lufthansa
erhalten wir hier Sitzplätze mit guter Bein- und
Bewegungsfreiheit. - Unser Reiseprogramm sieht vor, daß wir in den
nächsten vier Tagen im Großraum Shanghai die Städte
Hangzhou, Souzhou, Tongli und Shanghai besuchen.
Hangzhou
gehört zu den sechs alten
Kaiserstädten Chinas. Wie Xian im 8. Jh., so war Hangzhou Ende des
12. Jh. unter der südlichen Song-Dynastie
bis Mitte des 14. Jh. (Yuan-Dynastie) mit über eine Millionen
Einwohner die größte Stadt der Welt. Marco Polo soll
Ende des 13. Jh. als Präfekt des Kaisers Kublai Khan öfter
hierhin gereist sein und Hangzhou alias Quinsai
als die "bei weitem ... glanzvollste Stadt der
Welt" bezeichnet haben.1)
Unser Hotel liegt in der Nähe
des Westsees, auf dem wir morgen nachmittag eine
Bootsfahrt machen werden.
10. Tag, Fr. 21.10.11:
Vor der Abfahrt
zum Tempelkloster
Lingyin Si
sehen am Morgen einige von uns fasziniert zu, wie ein mit allerlei
Autozubehör beladenes dreirädriges
Pannenhilfsfahrrad einen benachbarten
Reisebus startklar macht.
Das am
Fuße eines Bergwaldes gelegene "Kloster der
Seelenzuflucht" ist ein Zentrum des Zen-
oder Meditations-Buddhismus. Gegründet hatte es
Anfang des 4. Jh. der aus Indien herbeigepilgerte
buddhistische Mönch Huili, und zwar gegenüber einem
Kalksteinfelsen, der nicht recht zu dem
Vulkangestein des übrigen Bergmassivs zu passen
schien. In Anspielung auf eine Buddha-Legende
erklärte Huili, daß ein Berggipfel seiner
Heimat von Buddha hierhin versetzt worden wäre.
Während der folgenden Jahrhunderte hat
man in den Kalkstein dieses "herbeigeflogenen
Berges" (Feilai Feng)
über 300 Buddhafiguren und andere
buddhistische Heilige eingemeißelt.
Auch wenn das Ensemble der oft kaum lebensgroßen
Skulpturen längst nicht so imposant wie das der
Longmen-Grotten
ist, kann es doch durch seine Lage
in dem lieblichen Bachtal und auch bildkünstlerisch
in einzelnen Motivgestaltungen für
sich einnehmen.
Den
Anfang unseres Weges markiert die soeben von
angereisten Mönchen photographierte Grabpagode
(wohl aus dem 10. Jh.), in der Huilis Asche beigesetzt wurde. Es
folgt bald eine Gruppe von drei Buddhaskulpturen.
Das Basrelief unterhalb der beiden ersten Figuren
-------------------------------------------------------------------------
1)
Marco Polo, 'Die
Wunder der Welt. Die Reise nach China an den Hof des Kublai Khan'
(Frankfurt/Main 2003), S. 219. Kolumbus
las diesen Bericht und legte für seine Entdeckungsfahrten
Hangzhou (Quinsai) als Hauptziel fest.
- 50 -