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Post Street 891 in San Francisco




Quellen: www.markcoggins.com/essays/post.html                                                                                                    http://mistersf.com/images/891postplaque02.jpg  



den Köder zu spielen pflegt, wird so mit dem Satz eingeführt: „Rauch­graue Augen, die zu weit aus­ein­an­der stan­den, um ver­trau­en­er­we­ckend zu sein ... lachten mich an”.12 Als Bei­spiel für Ham­metts Be­schrei­bungs­wei­se von Frauen heißt es in Wenders’ Film spöt­tisch: „Ihr Augen waren zu klein, um Ver­trau­en zu er­wecken, aber groß genug, um zu be­zau­bern.” Auf den ersten Blick wäre dies bloß ein trif­ti­ges, leicht ab­ge­wan­del­tes literarbiographisches Zi­tat. Der Witz dar­an ist der, daß Kit Conger diesen Satz zi­tiert, Kit, die als Sue Ala­ba­ma gleich jener Elvira schon in der Kö­der-Rol­le zu se­hen war, auf die sich ihr Satz be­zieht. Ähn­lich funk­ti­o­niert ein Zitat aus ,Der Fluch des Hauses Dain’ (1929), wo sich der Ich-Erzähler, ein ,Op’ von der ,Con­ti­nent­al Agen­cy’, mit dem Schrift­stel­ler Owen Fitz­ste­phan über ihre jeweilige, glei­cher­maßen schlecht be­zahl­te „Schnüf­fe­lei” un­ter­hält. Der eine: „Ich tu es mit dem Ziel, die Leu­te ins Ge­fängnis zu brin­gen ...” Der an­dere: „Ich tu es mit dem Ziel, die Leute in Bücher zu brin­gen”.13 Das ist na­türlich das „Vorbild” für den Dialog zwi­schen Jim Ry­an und Ham­mett: „Wet­ten, daß dich das Schnüf­feln im­mer noch reizt?” „Ja, aber du ver­suchst, die Leu­te hinter Gi­tter zu bringen, und ich bloß in ’nen Kri­mi­nal­schmö­ker.” Wie bei Kit Con­ger wird hier nicht le­diglich ein hübsches Zitat ab­ge­lie­fert, vielmehr im Rollenspiel der An­ta­go­ni­sten ein noch ver­borgener Konflikt an­ge­spro­chen. Wie im ,Fluch’ näm­lich wer­den gleich zu Beginn der Ge­schich­te die Po­si­ti­o­nen eines intellektuellen Duells zwi­schen ehe­ma­li­gen, sich nach Jah­ren wie­der­se­hen­den Freun­den ab­ge­steckt, wo­bei Ry­an wie Fitzstephan noch im Vorteil ist, da er wie dieser schon sein abgefeimtes Dop­pel­spiel treibt.


Waren dies leicht kenntliche Zitate aus einem bestimmten Werk, so wird man sich bei ande­ren nicht mehr festlegen kön­nen, da für sie offenbar zwei oder mehrere Quel­len in Frage kommen. Wenders hatte ursprünglich gehofft, „ein Stück von ,Ro­te Er­nte’ (,Red Harvest’) mit in den Film einbauen zu können” und in Butte, Montana, dem Vorbild von „Pisse­ville” („Poi­son­ville”) zu dre­hen, doch waren die Rechte schon ver­ge­ben.14 Gleichwohl ist noch das eine oder an­de­re dar­aus wie über­malt wie­der­zu­er­ken­nen. Bei Hagedorns „Kanonier” Winston dürfte sich mancher Hammett-Ver­eh­rer auch an „Flü­ster-Max” („Whisper” Max Thaler) erin­nert fühlen und bei Ham­metts wunderlichem, in Rosarot ge­hal­te­nem De­li­rium bei Fong an die beklemmende Lau­da­num-Sze­ne, diese traumähnlichen „Mohnkopp-Phan­ta­si­en”,15 die den Er­zäh­ler „in eine Welt” versetzten, „die rosenrot war und heiter” und doch zugleich das Ge­sche­hen um ihn her re­flek­tier­ten. So geht ja auch Hammett, der bei Fong k.o. ge­schla­­gen wurde, im nach­fol­genden ro­sa­far­ben ge­hal­te­nen (Opi­um?-)Rausch die Kom­pli­­zen­­schaft zwischen Ryan und Crystal Ling auf (46:40-47:59). Aus die­sem Lau­da­num-Ka­pi­tel der ,Roten Ernte’ stammen auch Textzeilen, die man auf der er­sten Seit­e des anfänglich von Ham­mett über­flo­ge­nen Ma­nuskriptes entziffern kann (02:53).16


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