Quellen: http://flickr.com/photos/kwreinsch/2375301903 http://data6.blog.de/media/909/4365909_a7f12a6609_l.jpeg
Je
eifriger man angebliche Parallelstellen heranzieht, desto mehr
verliert man die Gestaltung der Filmszene selbst
aus dem Blick. Zuletzt ist man beinahe genau so blind wie bei dem
gegenteiligen Verfahren, den beliebten
billigen Hinweisen der Art, eine bestimmte Einstellung sehe
aus „wie” eine bestimmte andere etwa bei
Hitchcock oder bei Lang. Nur der Blick auf die spezifische
Differenz könnte hierbei weiterbringen, von der
schlichten Fragestellung an, was das Zitierte hier
eigentlich zu suchen hat, bis zur Beurteilung,
wie ingeniös ihm manchmal mitgespielt wird. Es muß ja
nicht unbedingt eine große, strukturtragende
Sache daraus gemacht werden, das Zitierte mag sich auch nur im
Vorüberhuschen oder als Kontrafaktur
präsentieren. Jim Ryan hätte so am Ende, im
Angesicht von Crystal Ling, die Warnung des Ich-Erzählers
in ,Das
Haus in der Turk Street’ über
die so gründlichen Chinesen beherzigen
sollen: „Wenn
einer von ihnen schon
eine Kanone hat, dann hat er gewöhnlich gleich zwei oder drei oder
noch mehr.”17
Die andere Erklärung dieses
Ich-Erzählers: „Wenn ein Chinese schießt, schießt er,
bis seine Kanone leer ist”,18
ist dann allerdings nicht mehr auf der Höhe der berechnenden
Hammett-Leserin Ling, die sich den sechsten Schuß
aufspart, um Hammett selber in Schach zu halten.
*
Entgegen
dem Tenor insbesondere der deutschen Filmkritik, wonach ,Hammett’
ein glatter,
„ziemlich indifferenter” oder gar Wenders’
„unpersönlichster Film” sei, ist dies eines seiner großartigsten
und dichtesten Werke. Vor allem diese sich den ersten
Blicken entziehende kryptische Darstellungsweise erlaubte
es Wenders, seine ursprüngliche Absicht gegen massive
Widerstände und Pressionen zu behaupten. Und dies im
Durchgang durch vier Drehbuchautoren (mit rund 40
Versionen) und zwei Drehfassungen!19
Einzig Godard erkannte in ihm sogleich den bis dahin
„schönsten Film” von Wenders, „erfüllt von einer
schier unglaublichen Kraft, wie ein Saxophon-Solo von
Coltrane”.20
Und wenn seit Godards visionärem
Lemmy-Caution-Film ,Alphaville’
(1965) der Detektivfilm
nicht mehr der ist, der er einmal war, so hat Wim Wenders
mit ,Hammett’
den
Kriminalautorenfilm überhaupt erst erfunden.
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