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Thessaloniki, Geburtshaus von Mustafa Kemal Pascha („Atatürk”)
Atatürk an der Reformfront
Quellen: www.macedonian-heritage.gr/Museums/Museum_Pictures/Spiti_Kemal/View_From_Outside_m.jpg
www.resimupload.org/r-ataturk-resimleri-7-mustafa-kemal-ataturk-1089.html  


Wir suchen nun nach Atatürks Geburtshaus, das – wen wundert’s – von den Griechen nicht ausgeschildert ist. Irgendwo in sei­ner Nähe schimpft soeben eine Frau lauthals über einen Lastwagenfahrer, der bei­na­he ihre Hausumzäunung be­schä­digt hät­te. Als wir uns bei ihr nach Atatürks Haus erkundigen, spricht sie so­gleich Schwabendeutsch mit uns und schlägt vor, uns mit ihren beiden Enkeln dorthin zu be­glei­ten, da sie selber noch nie in dem Haus gewesen sei. Un­ter­wegs erfahren wir, daß sie bald ihre deutsche Rente be­zie­he, denn viele Jahre habe sie unter anderem in den „Sa­la­man­der”-Werken ge­ar­bei­tet, ja, für „Lur­chi”. Ihre Tochter habe nun eine gesicherte Existenz als „Hausbesitzerin”, sie sel­ber ken­ne leider so gut wie nichts vom übrigen Griechenland, wolle aber auf keinen Fall in die „Betonwüste” von Athen.

   Das Atatürk-Haus liegt inmitten des abgezäunten, von außen und innen bewachten türkischen Ge­ne­ral­kon­su­lats. Um in das „Museum” zu kommen, habe ich über eine Gegensprechanlage Minuten lang zu ver­han­deln. Ein Militär kommt und läßt uns nach Vorlage meines Passes und Angabe von Ruths Mäd­chen­na­men ein. Un­sere Schwabengriechin zog sich der­weil schritt­wei­se zurück und ward nicht mehr gesehen. Dann kommt ein kleiner ältlicher Türke mit schmaler hoher Kopf­form hin­zu und schreitet mit schnellem Schritt durch den Hofgarten voran. Stumm – da nicht gut Englisch spre­chend – öffnet er Tür um Tür die­ser bescheidenen Stadtvilla, in der Atatürk, der Sohn eines Grundschullehrers, bis un­ge­fähr zu seinem 9. Le­­bens­­jahr ge­wohnt hatte. Drinnen sind einige breite Ottomanen aufgestellt, Teegeschirr, viele Do­ku­men­te sowie Uni­for­men, Orden und einige Fracks des großen Man­nes. Was hat er nicht alles durchsetzen kön­nen! Den Lai­zis­mus (Trennung von Religion und Politik mit Abschaffung von Sultanat und Kalifat zu­gun­sten einer re­pu­bli­ka­ni­schen Verfassung, mit Auf­he­bung der Scharia und Polygamie), die Einführung der allgemeinen Schulpflicht und der la­tei­ni­schen Schrift statt der ara­bi­schen, die Übernahme des Gre­go­ria­ni­schen Kalenders und viele Reformen auf den Ge­bie­ten der Wirtschaft und spe­zi­ell Land­wirt­schaft (auf seiner Musterfarm in Ankara hat man übrigens eine Replik sei­nes Ge­burtshauses errichtet).

 

Nach Aushändigung meines Reisepasses werden wir wieder zurück durch das schmale Festungsportal ge­lei­tet. Während die­ser Vi­site fragte ich mich wieder einmal, warum der uns seit Troja bekannte Zwist zwi­schen Türken und Griechen trotz sol­cher Brü­ckenschläge wie Atatürk oder der byzantinischen Herkunft der griechisch-orthodoxen Kirche eigentlich nie be­gra­ben wer­den konnte.
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