Quellen:www.grisel.net/images/greece/Delphi25.JPG www.flickr.com/photos/32394933@N00/2018713479
Am
Nachmittag begeben wir uns in das instruktive Museum von
Delphi. Wie schon am Rande der Heiligen Straße, ist hier eine
weitere (Marmor-)Kopie des merkwürdigen Omphalos
(des „Nabels”) aufgestellt, eines konischen, bienenkorb- oder
auch phalloskopfförmigen Steins, der im
Tempelinnern neben Apollons Statue stand und den Mittelpunkt der Welt
darstellt. Um ihn zu bestimmen, ließ Zeus seine beiden gleich
schnellen Adler von den entgegengesetzten Enden der Welt einander
zufliegen. Das Original des Omphalos war einst von zwei
vergoldeten Adlern gekrönt und mit einem Netz von wollenen
Bändern umflochten, das bei den Repliken imitiert wurde. Zu den
Prunkstücken des Museums gehören außerdem die
durch ein Erdbeben verschüttete Bronzestatue eines siegreichen
Wagenlenkers und ein Kuroi-Brüderpaar, vermutlich
Kleobis und Biton, die einmal als Wagengespann für
ihre Mutter, eine Hera-Priesterin, einsprangen; ferner die
Marmorstatuen von Hadrians mädchenhaftem
Liebling Antinoos und von Agias, dem mehrfachen Sieger
aller panhellenischen Spiele, einem Muskelmann
mit relativ kleinen Kopf. – En passant erblicke ich einen
Museumsdiener, der sich beim Wegtreten von der Sphinx der
Naxier verstohlen bekreuzigt. Eine rituelle Abwehrgeste? Oder ist er
nur heilfroh, bald in einem anderen Saal Dienst zu tun?
Unter
einer mächtigen Dorfplatane machen wir bei Kaffee und „Mythos”-Bier
Rast. Und besichtigen nach dem zweigeschossigen
Gymnasion als letztes das unterhalb der Kastalischen
Quelle gelegene Heiligtum der Athena Pronaia („Athena
vor dem Heiligtum” = vor dem Haupttempel des Apollon).
Blickbeherrschend zwischen den Ruinen zweier älterer
Athena-Tempel liegt eine Tholos, von deren Kolonnade noch
drei Säulen dastehen. Die kultische Funktion dieses
Rundbaus ist unklar, nach einer der Vermutungen war es ein
Heiligtum der Gaia.
Auffällig
viele Franzosen besuchen Delphi. Zwar war es der Bremer Altphilologe
Heinrich Nikolaus Ulrichs,
der im Gefolge von König Otto I. das Heiligtum wieder
entdeckt hatte, doch verstarb er schon mit 36 Jahren,
wenige Monate nach Ottos Abdankung im Jahre 1843. Es
waren denn französische Archäologen, die Jahrzehnte später die
Ausgrabungen und zuvor die mühselige
Verlegung des Dorfes Kastrí organisierten.
Sa. 18.8.:
Heute
geht es weiter gen Kalambáka mit den Metéora-Klöstern. Der Weg
führt zunächst wieder über viele Serpentinen
hinauf und hinunter und dann durch die Tiefebene von Thessalien.
Die Winter sollen in dieser von Gebirgen umringten Landschaft so
streng sein, daß der Ölbaum nicht gedeihen kann. Jetzt hat man
viele Bienenstöcke zu Seiten der Hauptstraßen
aufgestellt.
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