Sa. 20.9.:
Wie
ausgemacht, übergeben wir gegen 8 Uhr die Hausschlüssel unseren
Vermietern, die gerade in ihrer Scheune zu tun haben. Der Mann
erstattet uns die Kaution, ohne das Ferienhaus noch
überprüfen zu wollen. Der Abschied ist trotz der sprachlichen
Barrieren mehr als freundlich, die Gesichter der beiden
strahlen nur so vor Herzlichkeit. Ja, so Ruth später, geradezu aus
allen Poren habe das Wohlwollen aus ihnen geströmt. –
Nach einer Stunde erreichen wir die finnisch-russische
Grenzstadt Imatra.
In einem Vorstädtchen frage ich einige zünftig
ausgerüstete und etwas verwilderte Holzarbeiter
bzw. Elektrotechniker nach dem Weg zu den Fällen des Vuoksi,
den sie aber auch nicht so recht wissen. So gelangen wir zunächst
zu dem gewaltigen Backsteinbau des 1929 errichteten
Wasserkraftwerks, das in dem einen Arm des sich hier gabelnden Vuoksi
liegt. Der 100 entfernte andere Arm, dessen Stromschnellen
seit dem 18. Jh. Besucher von weither anlocken, wurde schon
längst durch eine Staumauer trockengelegt. Das heißt bis
auf die touristenreichen Sommermonate, an denen
zweimal täglich für eine halbe Stunde die Schleusen der Staumauer
geöffnet werden und der Vuoksi, begleitet von
Sibelius’ Sinfonischer Dichtung ,Es
kocht der Strom’,
wieder die knapp 20 Meter hinunter in das alte Flußbett
schießt. Wir betrachten diese Schleuse und die Granitschlucht
von einer Aussichtsplattform aus, die man unterhalb
eines disneylandgleichen staatlichen Jugendstil-Hotels
errichtet hat. – Videos von der Flutung bei YouTube unter:
http://de.youtube.com/watch?v=0AVQCBt01cs
Es
sind hier, keine 10 Kilometer von der russischen Grenze, etliche
Grüppchen von Russen unterwegs. Und hörte man in Puumala und
Umgebung neben den finnischen Rundfunkstationen nur
auf einem Mittelwellen-Radiosender die melodischen Stimmen
aus Sankt Petersburg, so kann sich jetzt kaum ein
finnischer Sender mehr behaupten. Ursprünglich hatten wir noch
einige Anschlußtage in Sankt Petersburg erwogen, doch
wäre dies mit den Visa und öffentlichen finnisch-russischen
Verkehrsmitteln zu umständlich geworden. Auf der
Weiterfahrt sehen wir bald eine Sammelstelle von annähernd 50
russischen Autotransportern, deren Fahrer auf die
Zollabfertigung warten. Und auch in der nächsten
halben Stunde kommen uns alle vier oder fünf Minuten wieder
Transporter mit fabrikneuen westeuropäischen Autos
entgegen. Die weithin schnurgrade Straße hat eine dritte
Spur für beide Fahrtrichtungen und ist an den Kreuzungen
verschwenderisch breit ausgebaut. Oder gibt es hierfür
militärische Gründe?
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