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Vom
Mädchenhof der Mudéjar-Palastanlage Pedros I. her treten wir in den
sogenannten Gotischen
Palasttrakt ein, den
Mitte des 13. Jh. Pedros Ururgroßvater Alfonso
der Weise auf einem almohadischen Bau errichten ließ. Dieser
sogenannte Gewölbesaal
wiederum wurde drei Jahrhunderte später durch Kaiser Karl
V. unter Bewahrung gotischer Elemente wie der Kreuz(rippen)gewölbe
zu seinem Festsaal umgebaut. Auf den Azulejo-Sockeln des Saals ist
Karls kühne geopolitische Devise „Plus
Ultra” zu lesen, die wir
auch in seinem Pavillongarten wiederfinden werden. In einem eigenen
Palastsaal, dem Salón
de Tapices, ließ er
flämische Wandteppiche aufhängen, die seinen Tunisfeldzug
von 1535 verherrlichen. Die Osmanen hatten die Stadt
mithilfe ihrer meist von Christensklaven geruderten
Galeeren erobert und Kaiser Karl kam seinen tunesischen
Gefolgsleuten mit Galeeren, die hier von
angeketteten Protestanten gerudert wurden,
erfolgreich zu Hilfe.
Auch
der Kreuzganghof (Patio
del Crucero) des
Palastes wurde schon unter den Almahoden-Herrschern erbaut. Er hatte
damals noch eine vier Meter tiefer angelege zweite Ebene mit
einem abgesenkten Garten. Pedro I. soll in dem Souterrain des
Hofes für seine im Gotischen Palast wohnende Geliebte Doña María
de Padilla diese phantastischen, wie ein gotisches Traumbild
anzusehenden Bäder
eingerichtet haben; man betritt das im
Halbdunkel liegende Wasserbecken heute von den
Palastgärten her.
María
de Padilla
steht leider im Schatten der blutigen Legende um Pedro I. und seine
Gemahlin Blanche de Bourbon. Pedro hatte sich aus
bündnispolitischen Gründen mit der
14jährigen vermählt und sie schon nach drei Tagen zugunsten seiner
Geliebten verlassen; die Verschmähte ließ er bis zu ihrem
Lebensende (sie wurde nur 22) an wechselnden Orten
einkerkern. Dokumentiert sind Streitigkeiten um das Brautgeld, die
für Pedro jedoch nur der willkommene Anlaß
gewesen sein dürften; als Motiv für ihre Einkerkerung dichtete man
der jungen Braut dann ein verschwiegenes Verhältnis mit Pedros
Halbbruder an und steigerte dies bis zu der
Legende, wonach der König die Gefangene und ihren
Liebhaber hätte ermorden lassen. Heinrich Heine hat uns in
seiner Romanze ‚Spanische
Atriden' die
schaurigste Variante dieses Rachemords überliefert (der treue Hund
schleppt das abgeschlagene Haupt seines Herrn in den Festsaal
und hält es, auf dessen leeren Stuhl gesprungen, allen Dasitzenden
wie zur Anklage vor).
Weitere Palasträume
wie den „Innenhof der Puppen” (Patio de las Muñecas), die
Infantengemächer oder den Saal Philipps II. werden wir vielleicht –
so unser wiederholt gebrauchtes Trostmotto für entgangene Besichtigungen –
bei einem etwaigen Wiedersehen mit diesem Ort besuchen.
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