Mo. 25. 9.:
Für
unser heutiges Etappenziel Granada nehmen wir die Landstraße über
Cervantes' Städtchen Castro del Rio. Hier soll der
Dichter selber eine veritable Donquijoterie angezettelt haben,
als er Steuern auch für die Geistlichkeit eintreiben
wollte und dafür ein paar Tage eingelocht wurde. Das
jetzige Rathaus scheint aber aus jüngerer Zeit zu sein und
trägt auch keine Cervantes-Plakette.
Nach
einiger Zeit zeigt sich am Horizont die mächtige Sierra
Nevada,
die von unserer Seite her jedoch nicht schneebedeckt ist.
Über einige neuere Vorstädte mit konzentrisch angeordneten
Autobahnringen fahren wir in die Stadt ein und kommen dabei auf
einer Anhöhe an der Alhambra vorbei. Granada war die
letzte von der Reconquista eroberte maurische Stadt
(1492) und hatte sich zwei Jahrhunderte zuvor auf
Seiten der Spanier an der Eroberung Sevillas
beteiligt! Die Suche nach dem erst vor Jahren hinter dem alten
Rathaus eingerichteten Hotel „HESPERIA GRANADA” hatte
also nur dank eines mitfahrenden Stadtkundigen Erfolg, der sich
selber des längeren mit einem anderen über die
diversen Umwege beraten mußte. Wann endlich wird ein
Navigationsgerät zumindest
für Mietwagen selbstverständlich sein? Ich war kurz davor, zum
erstenmal überhaupt, mir von einem voranfahrenden
Taxi den Weg zeigen zu lassen. An der Rezeption bedauert man
dies nur knapp; eine hinter mir stehende
deutsche Frau aber fragt sogleich, wie wir es nur bis hierhin
geschafft hätten, da es nirgendwo im Umkreis ein
Hotelschild gebe.
Wir
durchlaufen noch die Altstadt, insbesondere die sehr belebte „Calle
Reyes Católicos”; und suchen schon nach der Haltestelle,
von der aus morgen früh ein kleiner Bus zur Alhambra hochfahren
wird. Denn es gilt, den recht frühen „time-slot” gegen 7h
30 einzuhalten. – Jetzt wie auch an den beiden
folgenden Abenden sitzen wir noch beim Rotwein auf dem halb
verborgenen Balkon und schauen hinunter auf
das späte Treiben in unserem Gäßchen: Beim Straßenrestaurant
ein Mädchen, das mit zwei kleinen ständig flüchtenden
Jungen den Stier spielt; städtische Beamte, die das Rathaus auf der
Rückseite erst nach 21 Uhr verlassen; ein
Schwarzafrikaner, der mit seiner weißen Begleiterin
nach 20 Minuten zurückkommt und sie aufgebracht beschimpft (ein
gescheiterter Drogendeal?); auch ein kleines und
wohl privates Reinigungskommando kurz vor Mitternacht ... Wie rasch
doch der Abendstern schräg nach rechts hinunterfällt und dann
hinter einem Baukran verschwunden ist!
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