Suzhou
wird klischeehaft als "Venedig des Ostens" bezeichnet, ist
aber keine Lagunenstadt und wurde auch nicht von Marco Polo, der
Suzhou (Suigu) 1276 besucht haben soll, mit seiner
Heimatstadt verglichen. Wie Venedig freilich wird Suzhou von vielen
und hundertfach überbrückten Kanälen
durchzogen. Immer noch, wie von Marco Polo in seinen
Reiseaufzeichnungen 'Il
Milione' hervorgehoben,
ist die Stadt ein Zentrum der Seidenproduktion
sowie handwerklicher Künste und der
Wissenschaft. Seit Mitte der 1980er Jahre hat Suzhou den Status
einer Sonderwirtschaftszone und spielt
für Chinas Computer-Industrie eine
Vorreiterrolle.
Was
Marco Polo in seinem Reistagebuch, das von einem Mithäftling während
beider Gefangenschaft in Genua niedergeschrieben wurde, nicht
erwähnt, sind die schon damals berühmten Gärten
Suzhous. Dies beweist allerdings nicht, daß er Suzhou gar nicht
bereist hatte, zeigte sich doch dieser venezianische
Kaufmann für kulturelle und ästhetische Belange
überhaupt wenig aufgeschlossen und ging so nicht ein
einziges Mal auf die chinesischen Schriftzeichen ein.
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Das
von uns bezogene "Bamboo Grove Hotel" liegt in der von
einem breiten Kanalgeviert umschlossenen Altstadt. Am Abend
durchlaufen Ruth und ich noch einige Straßenzüge der Umgebung. Erneut setzen uns die verwegenen kulinarischen
Angebote in Erstaunen; das Photo mit den fetten
Fröschen oder Kröten und schlanken Kiemenschlitzaalen
schoß ich in einem Reformhaus.
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