Quellen: Cao Jun, 'Macht in den Tod' (Xian 2006), Abb. S. 128
www.flickr.com/photos/erwyn/3797028595/sizes/z/in/photostream www.cosmosmagazine.com/files/imagecache/feature/files/features/print/20090806_painted_warriors.jpg
Die
Beine der leicht übermanshohen, 1,80 bis 2 m großen
Terrakotta-Statuen sind massiv, die übrigen Körperpartien
hingegen hohl. Nahtstellen belegen, daß man zur
Herstellung einer solch enormen Anzahl von Skulpturen mit
vorfabrizierten Teilen gearbeitet hatte,
darunter für Nase, Lippen, Ohr oder auch
Barttracht. Die Köpfe wurden in zwei Hälften
vorgeformt, zusammengesetzt und danach die Gesichtszüge
in Feinarbeit individuell
ausgearbeitet. Die Körper selber
stellte man von Hand her, indem die Skulpteure
Tonwulst auf Tonwulst legten, wobei zum Antrocknen
immer wieder Pausen einzulegen waren.
Eine 10-köpfige Arbeitsgruppe unter Anleitung
jeweils eines Meisters benötigte für eine
Tonfigur schätzungsweise einen Monat.
Der
militärische Rang eines Soldaten ist nur an der Waffenkleidung
und Kopfbedeckung zu erkennen. Alle Figuren waren
farbig bemalt; die Farben verschwanden aber innerhalb von
Minuten nach der Ausgrabung - wie es einige
Jahre vorher für die Fresken in Fellinis Film 'Roma'
(1971) zu sehen war, als Luft in ihre unterirdische
Kammer einströmte. Für die weiteren Ausgrabungen hat
man inzwischen in Zusammenarbeit mit
dem Bayerischen Landesamt für
Denkmalpflege eine chemische
Konservierungsmethode entwickelt. Sie
verhindert, daß eingelagertes Wasser in dem
sirupähnlichen chinesischen Lack,
der zur Grundierung diente, bei der Ausgrabung
verdunstet und der rasch zerbröckelnde Lack
sich zusammen mit den Farben von der Skulptur ablöst.
(Dazu und zu weiteren technischen Details
der Ausgrabung siehe den folgenden informativen
45minütigen Videobericht:
www.youtube.com/watch?v=YV19yTkVtsQ).
- Die Farbenbuntheit der Figuren erinnert von fern an die farbliche
Rekonstruktion des Marathon-Läufers Aristion.
*
In nur 20
Metern Entfernung von Grube 1 entdeckte man 1976 die kaum halb so
große L-förmige "Grube 2". Sie enthält
an die 1300 Fußsoldaten, Bogenschützen,
Kavallerie sowie 90 hölzerne Quadrigen, von denen
sich nur noch Überreste und Abdrücke im Lehm
erhalten haben. Alle Truppenteile
stehen wie die in "Grube 1" in Kampfrichtung
nach Osten hin und gelten als Reservetruppen
jener Hauptarmee.
Der Besucher kann
dicht an den hier noch nicht freigelegten Abschnitten der Grube
vorbeigehen. Besonders beeindruckend ist der
Anblick der teilweise über den Soldaten und Pferden
zusammengebrochenen und mit ihnen
wie verbackenen hölzernen Deckenkonstruktion.
Anschaulich vermittelt er eine Ahnung
von der außerordentlichen
archäologischen Grabungs- und Restaurierungsleistung.