Die
weitläufige Anlage des Himmelstempels (Tiantan Si) liegt
ungefähr 6 Kilometer südlich der Verbotenen Stadt und wurde wie der
Kaiserpalast zu Beginn des 15. Jh. erbaut. Die
Herrscher der letzten Dynastien der Ming und Qin begaben sich
hierhin, um zur Wintersonnenwende auf der offenen
Terrasse des "Himmelsaltars" zu opfern; im Frühjahr
erflehten sie in der "Halle des Erntegebets",
in der ihre Seelen- und Ahnentafeln aufgestellt
waren, vom Himmel eine gute Ernte. Der Kaiser fastete hier
und machte selber den seinen Untertanen
abverlangten Kotau, bei dem man sich dreimal
niederwerfen und dabei jedesmal den Boden mit der Stirn dreimal
berühren mußte.
Wie
einst das Gefolge des Kaisers schreiten wir in Großgruppen auf
dem traditionellen Weg vom Süden nach Norden heran. Neben
(Halb-)Kreis und Quadrat als Symbolen für Himmel und Erde
herrscht als architektonisches Prinzip die chinesische
Zahlenmystik vor, die vor allem mit den Yang-Zahlen 3 und 9
operiert. Ihr Erfolgt verdankt sich der Verschwisterung
mit einer der so häufig anzutreffenden
homophonen Namensdeutungen im chinesischen
Aberglauben: Die 3 gilt auch als glückbringende Zahl,
weil ihre Aussprache sān so ähnlich klingt wie das Wort mit
der Bedeutung "lebendig". Als 3 mal 3
stellt die höchste Yang-Zahl 9 so die unübertreffbare
Entsprechung des männlichen Urprinzips Yang dar und ist die
verheißungsvollste aller Zahlen.
Diese
Zahlenkombination ist überall in der Tempelanlage zu erkennen. So
hat der "Himmelsaltar" 3 konzentrisch angelegte
Terrassen, die aufsteigend die Menschheit, die
Erde und den Himmel symbolisieren und jeweils 9 Stufen aufweisen.
Der Neuner-Rhythmus wurde auch für die Plattensegmente
und Säulen des Altars gewählt (9 mal 3 etwa oder 9 mal 27).
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