Endlich
treffen wir am Westbahnhof
Beijings ein, dem größten Bahnhof Asiens Er
bedient vor allem die Langstrecken in den Westen und Norden
Chinas und ist die Endstation der südlichen
Route der Transsibirischen Eisenbahn. Beim Anblick dieses
Großbahnhofs dürfte so manchem von uns die eine oder andere
Tempelanlage unserer letzten
Reisestation Chengde in den Sinn gekommen sein.
Der Nachtzug soll gegen 22:40 h
abfahren. Wie zwei oder drei andere Paare haben wir beiden ein
Vierbett-Abteil in der "Softsleeper"-Klasse
gemietet. Unser dreiteiliges "Bordgepäck"
können wir somit einfach auf der jeweils oberen Bettetage
ablegen, und doch erscheint uns der Platz als gerade noch
zureichend. Nur gut, daß unsere Reisekoffer
schon längst auf dem Weg nach Zhengzhou sind.
Noch
kurz vor der Abfahrt des Zuges trägt sich eine
unfreiwillig burleske
Szene mit mir in
der Hauptrolle zu. Die Abfahrt hat inzwischen eine gute
Viertelstunde auf sich warten lassen, so daß
ich die Gelegenheit nutzen möchte, noch einige Photos vom Zug und
Bahnhof zu schießen. Als ich rasch und schon im Schlafanzug
auf das Bahngleis hinuntertreten will,
streckt mir eine chinesische Zugbegleiterin unter panikartigem Zuruf
beide Arme beschwörend entgegen - Sekunden
später setzt sich der Zug tatsächlich lautlos in Bewegung!
Das hätte ein Bild für die Götter gegeben, wie eine im
Schlafanzug und blauen Zugpantoffeln
Erster Klasse auf dem Bahnsteig zurückgebliebene
"Langnase" dasteht und gar - ohne Dokumente und
Geld - von einem buddhistisch oder
konfuzianistisch inspirierten
Bahnhofsozialdienst hätte betreut
werden müssen.
- 29 -