Quellen für die Kirchenfotos: www.pudelgarten.de/263801113401.html www.rheinruhronline.de/images/holtenneu4.jpg
Religion und „Glaubensbekenntnis”
Um
1953/54: „Katholische
Ratten, vom Teufel gebacken ...” rufen einige von
uns höhnisch oder mit gehässiger Inbrunst hinüber zu den Jungen
aus der katholischen Schule, mit denen wir den Schulhof teilen. Auch
ich stimme anfangs einmal mit ein, um die da drüben zu ärgern und
zu verspotten. Mir ist dabei, als hätte unser Rektor, der sonst so
ziemlich alles unerbittlich verfolgt, im Grunde nichts dagegen.
Über Jahre hin
muss ich sonntags mit meinem Bruder den evangelischen
„Kindergottesdienst”
in der uralten Holtener Kirche besuchen. Die Predigt
hält der lange und etwas steife Pfarrer, der Vater meiner
Klassenkameradin Etta, dessen befremdliche <norddeutsche>
„s-t”-Aussprache mich dabei noch am stärksten
fasziniert. Die Kirchenlieder
aber singe ich gern mit und werde besonders von ihrer
alten Sprache berührt, in die immer wieder fremde geheimnisvolle
Wörter eingelegt sind.
Viele biblische
Szenen beeindrucken mich so stark wie die Götter- und Heldenszenen
des Trojanischen Krieges und die wundersamen Erscheinungen in den
Märchen. Auch mag ich Jesus recht gut leiden, den ich vor allem im
nächtlichen Garten Gethsemane bedauere, wo er von allen so verlassen
ist. Während aber die Gestalten der Märchen und Sagen ein luftiges
freies Leben führen dürfen, sollen wir hier, im
Religionsunterricht, an all das „glauben” und später sogar eine
Reihe von auswendig zu lernenden Glaubenssätzen
„bekennen”.
Das kann und will ich nicht. Und finde es nur verachtenswert, dass
die „Ungläubigen” beschimpft werden und ihnen, zu denen ich mich
dann selber insgeheim bekenne, noch mit der „Hölle” und „ewiger
Verdammnis” gedroht wird.
Als ungefähr
Zehn- und Elfjähriger suche ich über Monate hin das Jugendheim (des
CVJM) auf, um dort Tischtennis und -fußball zu spielen. Und komme
dorthin als 13-Jähriger in den „Konfirmationsunterricht”,
der meist von jungen Helferinnen des Pfarrers in dem kleinen
Jugendheim schräg hinter der Kirche gegeben wird. Monate oder Wochen
vor der Konfirmation erkläre ich meinen Eltern, dass ich nicht mehr
daran teilnehmen und überhaupt „aus
der Kirche austreten” möchte. Sie
erlauben es mir. Danach begebe ich mich noch ins Sekretariat des
Gymnasiums und lasse mich vom „Schülergottesdienst” und vom
Religionsunterricht „befreien”.
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