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LITERARISCHER VAMPIRISMUS. KLINGEMANNS NACHTWACHEN. VON BONAVENTURA 

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getrieben.«177) Jenes »Collegium Medicum« befaßte sich nach Ribbentrop als oberste Medizinalbehörde des Landes mit den Examen der Ärzte, Apotheker, Bader und Hebammen, mit Visitationen und anderen Aufgaben der Medizinalpolizei.178) Mit der Behörde wurde Klingemann demnach nicht erst um 1805 als Nachfolger des Vaters vertraut, viel eher schon dürften ihn medizinische Belange so sehr beschäftigt ha­ben, daß man sich unter dem Verfasser der »Nachtwachen« auch einen Arzt vorstellen konnte. Zugang zur Fachlite­ratur ermöglichte ihm schon sein Vater, der in den »Braunschweigischen Anzeigen« vom 2.3.1799 eine Reihe von medizinischen Büchern aufführt, die bei ihm in Kommission zu haben seien. Klingemanns Leh­rer Eschenburg war ein Anhänger des Brownianismus, den Hanswurst in der 8. Nachtwache so vehement vertritt, und empfahl dies Heilsystem in seinen Vorlesungen am Carolinum.179) Außerdem zählten zu Klinge­manns Jenaer Freunden zwei Medizinstudenten, der spätere Direktor des Weimarischen Medizinalwesens Lud­wig Friedrich v. Froriep180) sowie der Braunschweiger Stephan August Winkelmann.

 

Zu seiner eigenen Registratorentätigkeit scheint Klingemann sich nie schriftlich geäußert zu haben und auch nicht dazu, daß sein musikalischer Jugendfreund Carl Bornhardt 1815 sein Nachfolger am Kollegium wurde. Über seinen Vater Julius dürfte er jedenfalls schon früh auch mit Gemüts- und Geisteskranken wie der Ophelia aus der 14. und dem Personal der 7. Nachtwache in Berührung gekommen sein. In dem Braunschweiger »Werk- oder Zuchthaus«, das dem Aufsichtskollegium unterstand und ein eigenes ärztli­ches Personal unterhielt, wurden auch »Blödsinnige, und des Verstandes beraubte Personen« aufgenom­men; in dem für Männer bestimmten »untern Stockwerk sind ... kleine abgesonderte Behältniße für ganz rasende Personen. Das zweite Stockwerk ist zum Aufenthalt der Züchtlinge, und melankolischer Personen weiblichen Geschlechts bestimt.«181) Klingemann selber beruft sich bei der Schilderung eines Besuchs bei den »mente captis« in Celle (1817) auf eigene frühere Beobachtungen:

»Es ist ein trauriger Anblick, wenn sich die Gemächer öffnen, in welchen jene unschädlicheren

Irren verwahrt sind; deren Wahnsinn, in seiner eigenen innern Welt verkehrend, wenig oder gar

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177  Burath, a.a.O. (Fußnote 84), S. 16f.   178  Rippentrop, a.a.O. (Fußnote 127), Bd. 2. S. 42f.   

179  Johann Joachim Eschenburg, Lehrbuch der Wissenschaftskunde, ein Grundriß encyklopädischer Vorlesungen (2. Aufl., Berlin u. Stettin 1800), S. 254

180 Zu Froriep vgl. Klingemann in Kunst und Natur, a.a.O. (Fußnote 23), Bd. 2, S. 403   181  Ribben­trop, a.a.O., Bd. 2, S. 245-252

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Das »Cavalierhaus« am Bohlweg in Braunschweig, Sitz des Obersanitätskollegiums,

des vormaligen »Col­le­gi­um Medicum«: Wirkungsstätte von August Klingemann und dessen Vater Julius (Kupfer 1748 von Johann G. Schmidt)

 

 

 

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