Was lerne ich in den beiden
ersten Schuljahren bis zum Frühjahr 1953? Zu den Zeugnisfächern
„Musik”, „Zeichnen sowie Werken” und „Heimatkunde”
will mir nichts mehr einfallen; und wenig mehr zu anderen
Fächern:
„Lesen”
– Unsere
Lesebücher haben Abbildungen. Werden sie uns nicht von der Schule
ausgeliehen?
Herr Köberling
1996: Neben einem Rechenbuch besaß jeder Schüler ein eigenes
Exemplar der ‚SONNENFIBEL’, die
wohl im Pädagogischen Verlag Schwann (Düsseldorf)
erschien. Ja, diese von Maria Koch herausgegebene und von Else
Wenz-Vietor illustrierte Fibel bekam ich unlängst wieder
zu Gesicht und war erstaunt, was da alles in nur einem
Schuljahr abgehandelt werden sollte und wie wir bald unmerklich
auch in die Druckschrift und gegen Ende des Schuljahres
sogar in die Fraktur eingeführt wurden!
Und
wie gut doch der Lesestoff zu meinem damaligen Dorfmilieu paßte!
Denn vorherrschend waren – heute –
ausgesprochen ländlich wirkende Themen und Motive
wie: Leben auf dem Bauernhof, Hof und Haustiere,
Kartoffelfeuer, Erntedankfest,
Schäfer und Herde, Fahrt auf einem hochbeladenen
Heuwagen oder ein die Wiesen durchschreitender
„Klapperstorch”. Der zweite auffällige
Schwerpunkt lag bei der christlichen Indoktrinierung, dem
saisonal verstärkt gefeierten
„Christkindlein”, dem permanent präsenten
„lieben Gott” oder dem einmal eingestreuten
Gebet „Müde bin ich, geh zur Ruh”. Dergleichen
frömmelndem Vokabular begann
ich wohl erst vom 2. Schuljahr an zu mißtrauen.
Die
meisten der kurzen Geschichten sind mir nicht mehr vertraut, so ganz
anders als etwa bei den später gelesenen
Märchen von Grimm und besonders Andersen, aus denen
mir noch viele Formulierungen im Detail
nachklingen. Den Unterschied machte zweifellos
die literarische Qualität.
– In
einer Lesebuchgeschichte <wohl des 2. Schuljahres> wird
erzählt, wie sich jemand das Wetter wünschen darf
und immerzu Sonnenschein haben möchte. Ohne den Regen kann
nun aber nichts mehr auf den Feldern wachsen. Das zeigt
uns, wie weise Gott alles geschaffen hat.
Bei dieser
Geschichte schwebt mir immer eine bestimmte, gut zwei Kilometer von
der Schule entfernte Straßenkreuzung vor,
der ich mich mit meinem Fahrrad zu nähern scheine; meinem
Gefühl nach bin ich ungefähr 12 Jahre alt. Sollte ich mich
dort in diesem Alter zum erstenmal wieder an die Geschichte
erinnert haben?
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