Mitschüler
An die Namen und
Gesichter meiner Mitschüler kann ich mich nicht mehr spontan
erinnern, doch bei vorgelegten Photos bin ich mir in der Regel
sogleich sicher! Aus meinem bewußten
Erinnerungsvermögen könnte ich noch nicht einmal sicher
entscheiden, ob meine Spielkameraden
„Mimi”, „Fränzi” und (Franz-)„Jupp” in meine
Klasse gingen!
Doch, alle drei
sind auf den beiden Erstklaßphotos, die Herr Köberling mir zeigte.
Sie wurden im Minutenabstand
gemacht, sind aber beide leider unscharf. So ist nicht
recht zu erkennen ist, ob ich derjenige bin, der sich –
jetzt ohne „Klämmerchen” im Haar! – nahe beim
Mittelpunkt der Szene aufgestellt hat. Falls ja,
wie mein Lehrer meinte und auch mir inzwischen
scheinen will, hätte ich mich ausnahmsweise einmal nicht auf
einem der hinteren Plätze aufgestellt. Eine Ausnahme,
die freilich ebenso erklärlich wäre wie mein
seltenes direktes Lächeln in die Kamera:
Seitlich vor mir steht meine Spielfreundin „Fränzi”,
die eine Schiefertafel mit der Kreideaufschrift „1. Schuljahr
1951/52” vor sich hält. Obgleich sie bei dem grellen
Gegenlicht die Stirn gerunzelt hat, ist ihr Gesicht
das einzige, das mir auf Anhieb wieder vertraut
ist. Zu ihrem Äußeren wußte ich bislang
nur zu schreiben: „Sie hat dunkles (dunkelblondes?)
sich kräuselndes Haar. Trägt sie nicht Zöpfe?” Ja.
Fränzi
wohnt in einem kleinen weißgestrichenen Haus, das an den Bauernhof
unseres Klassenkameraden „Jupp” angrenzt. Ihre
Mutter ist Lehrerin an unserer Schule, aber nicht in
meiner Klasse.
Zusammen
mit Fränzi sitze ich während eines Versteckspiels
geduckt in einem engen Schacht an der hinteren
Seite ihres Hauses. Lange bleibe ich so neben ihr,
selig-beklommen, Kopf an Kopf und Hand in Hand.
Vermutlich
spielten wir gerade beim Spiel „Räuber-und- Gendarm” mit.
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