Quelle: www.voerde.de/krickerhau
Unser Lehrer
Unser
Lehrer heißt Herr Köberling. Er ist jung und ist ernst. Ich fühle
mich bei ihm wohl. Er trägt ein helles Sakko und hat gewelltes
dunkles Haar.
So ist er auch
auf Schulphotos zu sehen, die ich 1996 zum erstenmal
betrachten konnte. „An Dich kann ich mich gut
erinnern”, schrieb er freundlicherweise
vor meinem Besuch, „ich weiß, daß Du ein netter und strebsamer
Junge warst”. Nun ja, im Lesen und Schreiben jedenfalls gab er
mir „sehr gut”.
Herr
Köberling erinnerte mich wieder an seine Methode, uns die
Buchstaben plastisch nahezubringen: Die
Aussprache begleitete er mit entsprechenden
symbolischen Gebärden, legte so bei „i” den
Zeigefinger senkrecht auf die Stirn, bei „m” die drei
Mittelfinger auf den Mund, bei „r” die Hand auf den Kehlkopf
und beschrieb bei „o” mit Daumen und Zeigefinger
einen Kreis.
Als
er es mir erzählte, erkannte ich sein Verfahren nicht bestimmt
wieder, doch dämmerte es mir allmählich. So scheint er bei „n”
nur zwei Finger auf den Mund oder vielmehr unter die Nase
gelegt zu haben. – Wie speziell mit diesen
Fingerlesezeichen, so erlernten wir das Lesen generell nach
der synthetischen Methode, Buchstabe für Buchstabe; doch
war die Herausgeberin der weiter unten genannten Lesefibel
dabei um einen Ausgleich mit der „ganzheitlichen”
Methode bemüht.
In
unserer „Schulchronik” ist noch zu lesen:
„Herr
Anton Köberling wurde ... 1922 in Krickerhau
(Slowakei)
geboren und besuchte in Preßburg die staatliche
deutsche Lehrerakademie, an der er am
6.4.1945 das Abgangszeugnis des 5. Jahrgangs
erhielt, da ein regulärer Abschluß infolge
der Kriegsereignisse nicht mehr möglich war.”
In Walsum kam
er nicht sofort in den Schuldienst, sondern hatte zuvor ein
halbes Jahr als Schlepper unter Tage und
in anderen Hilfsarbeiterfunktionen zu
arbeiten. Sein Lehrergehalt belief sich dann nur auf
ungefähr ein Drittel seines vorigen
Lohns!
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