Home
Impressum
Ruth Fleigs Galerie
Schulkinder malen
Kritzel-Kratzel
Horst Fleigs Texte
I  Philosophica
II  Reiseberichte
Finnland Sept. 08
Andalusien Sept. 06
Kreta Aug. 05
Sizilien Aug. 03
Griechenland Aug. 01
Ithaka-Peloponnes 97
USA: 1980+1990+2000
Städtetrips:
Davos/Sils 07
Prag Juni 06
Lissabon/Sintra 99
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen



FREDERICKSBURG, „White Oak School” auf dem Gelände des Pioniermuseums.
Unten: Die beiden ehrenamtlich tätigen Damen des „Pioneer Museum”





Auf der Schulbank im Pioniermuseum ( Photo der Lehrerin Ruth Fleig)

Quelle: http://pioneermuseum.net/images/WhiteOakSchool325.jpg



Nach einer weiteren Fahrtstunde durch die karstige Hügellandschaft des „Texas Hill Country” erreichen wir Fre­d­er­icks­burg, das mit gut 8000 Einwohnern größte Städt­­­chen der deutschstämmigen Texaner. Auf den ersten Blick kann man es für ein Fake hal­ten und traut diesen pittoresken Biergärten, urdeutschen Gerichten auf den Speisekarten und ei­ni­gen wun­der­li­chen Gebäuden wie der Replik einer „Ver­­­eins­kir­che” nicht über den Weg. Der Besuch dreier Museen be­lehrt uns aber ei­nes Bes­se­ren. Zunächst besichtigen wir das „Pioneer Museum”, einen Kom­plex hi­sto­ri­scher Gebäude wie Wohn­haus, Ein­raum-Schu­le, Scheune, öf­fent­li­ches Ba­de­häus­chen, Schmiede und Räucherhaus; hunderte, nein tau­sen­de von da­zu­ge­hö­ri­gen Utensilien werden darin aufbewahrt. Auch ein schlich­tes „Sonn­tags­haus” hat man hierhin ver­setzt, das ei­ne zehn Ki­lometer ent­fernt woh­nen­de Sied­ler­fa­mi­lie zu Anlässen wie Kirchgang oder Einkauf nutz­te. Fi­nan­ziert wird der Mu­se­ums­kom­plex vor allem durch Spenden und Folklorefeste.

   Hinterher unterhalten wir uns in deutscher Sprache mit den beiden freund­li­chen Damen, die heute die Aufsicht über das Museum führen. Die eine Da­me er­klärt bei unserer Verabschiedung, während dieses halbstündigen Gesprächs im Spre­chen merk­lich sicherer geworden zu sein; in ihrem Wortschatz täten sich al­ler­dings immer größere Lücken hervor. Sie sprach übri­gens nicht das von uns er­war­te­te kauzige Deutsch, wie es noch in den Sprachinseln kleinerer Ge­mein­den kur­­sie­ren soll. Zu ih­ren Vor­fahren gehört der von den schwäbischen Fil­dern stam­men­­­de Flugpionier Jacob Brodbeck, der in Te­xas schon 1865 ei­ne Maschine mit­­hil­­fe von Federspulen (nach dem Prinzip von Uhrfedern) statt eines Motors in die Luft brach­te und sie für kur­ze Zeit flie­gen und steuern konnte. Zu den Vor­fah­ren ihrer jüngeren Kollegin gehört Schubert, ei­ner der Grün­dungs­vä­ter von Fre­­d­er­icks­burg und Direktor des dortigen „Adelsvereins”. Beide Damen erklären sich bei der an­ste­hen­den US-Prä­sidentenwahl entschieden für den Texaner George W. Bush. Was insofern nicht überraschen kann, als das hie­si­ge von Deutsch­­te­xa­nern dominierte Gillespie County seit eh und je als Hochburg der Re­­­­pu­bli­ka­ner gilt.

   Die Damen gestatten mir das oben abgebildete Photo und mokieren sich noch ein wenig über die „Freidenker” einer be­nach­bar­ten deut­schen Gemeinde, deren An­ge­hö­ri­ge seinerzeit nur schlecht von ihrer Hände Arbeit leben konnten, mitt­ler­wei­le aber „gu­te Leute” geworden wären. Sie nennen keinen Namen, ich aber muß sogleich an BOERNE denken. Manch an­de­re Sied­lung wie die nach Bettina Bren­ta­no benannte Ortschaft BETTINA fiel übrigens wegen mangelnder bäu­erl­i­cher und hand­werk­li­cher Fähigkeiten schon Jahre nach ihrer Gründung wie­der aus­ein­an­der. - Ein Zusatzmotiv für die Aus­wan­de­rung dürf­te ge­legentlich die Ver­­spot­tung des Familiennamens gewesen sein, jedenfalls fielen uns in Texas öf­ter als üb­lich ab­son­der­li­che Nachnamen wie Fleischfresser, Ungeheuer oder Knie­pel­mir auf.


- 70 -


ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/