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Homo americanus im Cartoon von Carol Lay (2004)
















US-Teleshopping in den 1940er oder 50er Jahren
Quellen: www.buzzle.com/editorials/6-3-2004-55021.asp                                                                                                  www.kunstidee.com/pictures/200_1174035328.jpg


Selbst bei kleineren Bestellungen, die noch als Vorspeise oder Snack ausgewiesen sind, werden einem Portionen auf­ge­tischt, von denen schon die Hälfte als Haupt­ge­richt genügen sollte. Als müßte man immer noch laufend Urwälder ro­den und ei­gen­hän­dig Farmland bestellen. Dieser Überversorgung in Restaurants und qua­li­ta­ti­ver Unterversorgung durch Fast-Food-Kom­plett­an­ge­bo­te kann man kaum aus­wei­chen und in den Supermärkten nicht einmal Brot und Belag nach ei­ge­nem Gu­sto ein­kau­fen.

 

Was wir im TV gelegentlich zwischen 20 und 22 Uhr zu sehen bekamen, war durch­weg vom Werbefernsehen dominiert. Die umliegenden bescheidenen Pro­gramm­re­ste schienen uns noch stärker als 1990 nach dem Vorbild der be­schö­ni­gen­den TV-Commercials inszeniert zu sein. Wie auf der damaligen Rundreise durch den We­sten der USA war selbst unter rund 40 Programmen wie in Los Angeles kaum ein­mal etwas zu finden, das nicht Entertainement gewesen wäre. Rasant an­ge­stie­gen war seitdem der rein kommerzielle Produktverkauf via Teleshopping. Daß po­li­ti­sche Nachrichten stärker als 1980 in die Fernsehberichterstattung Ein­gang fan­­den, lag 1990 vielleicht nur an der militärpolitischen Zuspitzung der Golf­kri­se und dies­mal daran, daß dem demokratischen Parteitag um Al Gore reichlich Raum zu Selbst­dar­stellungen ge­bo­ten wur­de.

  

Die schon 1980 zu beobachtende Bigotterie dieses Landes mit den unsäglichen Te­le-Evan­gelisten hatte weiterhin bi­zar­re Blüten getrieben. So stimmte ein Pre­di­ger in Bodybuilder-Aufmachung sein Publikum auf einen Gottesbeweis ein, der dar­in be­ste­hen soll­te, daß er vor seinem Publikum, das er um spirituelle Beihilfe an­fleh­te, ei­ne Ei­sen­kette mit sei­ner Mus­kel­kraft sprengen würde. Und mit welch ra­bia­­ter In­brunst wei­ter­hin diese meist auf Kinderbibel-Niveau ge­hal­te­nen Bot­schaf­ten vor­ge­tra­gen und -gesungen wurden! Immer noch bedienen sich religiöse TV- Pro­­gram­­me die­ser Dra­ma­tur­gie des An­bet­telns, die laufend die Soll- und Ha­ben­zah­len der Geld­spen­den in die Über­tragung des Got­tes­dien­stes ein­blen­det.

   Nicht nur Entwicklungen im Ausland werden im TV weithin ignoriert, sondern auch - erstaunlich für diese geschichtlich so junge Nation - die eigene Regional- oder Lokalgeschichte. Während bei uns zumindest in den öffentlich-rechtlichen Pro­gram­men noch Retrospektiven und Erinnerungen dargeboten werden, sei es als Do­ku­men­ta­tion eines exem­pla­ri­schen Le­bens­laufes, als Entwicklungsgeschichte einer be­deu­ten­den Firma oder nur im Wiederabspielen älterer Sen­dun­gen und Fil­me, hat nicht einmal die eigene Filmgeschichte während dieser Hauptsendezeit im ame­ri­ka­ni­schen Fern­se­hen ih­ren Platz. Es ist ein hektischer Kreislauf überwiegend aus Wet­ter­vor­her­sa­gen, regionalen Quisquilien, Kurz­be­rich­ten von Skan­da­len, Ver­bre­chen und Sportereignissen sowie vereinzelten staatspolitischen Schlagzeilen. So gut wie nichts wird vertieft, kaum einmal eine Reportage, die über wenige Minuten hin­aus­gin­ge.


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