Quelle für das obere Photo: http://splendidchinatour.blogspot.de/2011_03_01_archive.html
12. Tag, So. 23.10.11:
Auf
der Weiterfahrt nach Shanghai machen wir nach ungefähr 20 km einen
Zwischenstop in TONGLI,
einem der vielen "Wasserstädtchen",
die im Jangtsekiang-Delta der Metropole Shanghai
vorgelagert sind. Das 1000-jährige Städtchen wurde um fünf kleine
Seen herum erbaut, wird von 15 Wasserstraßen
durchzogen und ist entsprechend brückenreich.
Wegen dieser schweren Zugänglichkeit hat Tongli alle Kriegswirren
weithin unbeschädigt überstehen können.
Da
keine Autos in die Stadt einfahren dürfen, bringt man uns alle in
golfwagenähnlichen Gefährten in die Altstadt. Eine Zeitlang
verweilen wir dort vor einer Bühne, auf der man
gerade eine Kunqu-Oper
aufführt. Diese im Wu-Dialekt der Jangtse-Region gesungene
Opernform soll besonders von chinesischen
Intellektuellen geschätzt werden.
Viele Texte der weithin tänzerisch-bewegt vorgetragenen
Lieder wurden vor Jahrhunderten von bekannten
Literaten verfaßt und sind für die meisten
Chinesen heute kaum verständlich. Sogar unser
südchinesischer Reiseleiter hat hier nach
eigenem Bekunden große
Verständnisschwierigkeiten. Das
Rollenrepertoire der Kunqu-Oper soll differenzierter
sein als dasjenige der von ihr stark beeinflußten, erst um 1800
entwickelten Peking-Oper.
Wir
gehen weiter bis zum Stadtzentrum, wo sich drei Brückchen über zwei
sich hier kreuzende Flußarme spannen. Ein Mann spült soeben
drunten am Gewässer Geschirr, etwas weiter wird man
vor einer kleinen Weinbrennerei zu einer Verkostung eingeladen; an
anderer Stelle darf ich dann gegen eine Gebühr
einen Mann beim Nudelteigziehen
photographieren. Auch können wir Touristen - ohne
Gebühr - einer Kormoranfischerin
bei der Arbeit mit ihren gefiederten Helfern
zusehen: Die auf Holzgestellen am Bootsrand
sitzenden "Meeresraben" tragen Ringe oder
Schnüre um den Hals, damit sie ihre Beute nicht
hinunterschlucken. Die Frau wirft sie zunächst
in den Kanal und animiert sie durch Schläge aufs
Wasser zum Hinabtauchen. Danach werden die Vögel
mit einem Bambusstab wieder ins Boot gehievt
und würgen nach leichtem Pressen des Halses den gefangenen
Fisch wieder heraus. Über 100 Fische soll ein Kormoran
in der Stunde fangen können und für seine Arbeit mit
Fischstückchen oder Garnelen belohnt
werden. Die Abrichtung der Tiere dauert etliche Monate,
wobei sie auf ihre Bezugsperson geprägt
und oft wie freilaufende Haustiere
gehalten werden. Sind sie für die Fischjagd zu alt
geworden, sollen sie in der Regel bis zu ihrem
Ende ein Gnadenbrot erhalten.
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