Quellen: http://farm1.static.flickr.com/176/488071275_efd0b2404b.jpg?v=0 Broschüre
Sa. 16.8.03:
Auf der Weiterfahrt
gen Siracusa halten wir unweit der Zyklopenklippen bei Aci
Castello vor der nicht mehr zugänglichen normannischen
Festung. Und spazieren am munteren kleinen Hafen entlang,
der noch eine eigene Schiffswerft hat. - Nachmittags
nähern wir uns SIRACUSA, um das sich die ersten
Erdölraffinerien
lagern, die von nun an noch einigemale an der Süd- und Westküste
bis nach Erice hoch zu sehen sind; jetzt in einer Ausdehnung,
wie wir sie nur vom Golf von Mexiko her kennen. Heute
wenig befahren ist die kleine
Zufahrtsstraße zu Siracusa, dieser
(Halb-)Millionenstadt der Antike, von der
ich zum erstenmal in Schillers ,Bürgschaft’
um den Tyrannen Dionysios I. gehört habe.
Unser Hotel ,Posta’ liegt im historischen
Stadtkern auf der „Wachtel”-Insel Ortygia.
Es ist ein umgebauter veritabler Postpalast, der wie unsere
Hotels in Ragusa und Messina jüngst mit europäischen
Fördermitteln renoviert wurde.
Vor dem
Archäologischen Park weist uns wieder einmal ein inoffizieller
Parkwächter mit offiziös-energischen Gebärden ein und
knöpft uns seine Münzen ab, – gern geschehen, seitdem
dieser Tribut „Euro” heißt. Zunächst passieren
wir den monströsen, nahezu 200 Meter langen Opferaltar
Hierons II., des militärischen
Auftraggebers von Archimedes. Über dem guterhaltenen griechischen
Theater, das besonders flach in ein Hügelgelände
hineingearbeitet wurde, erhebt sich im
Hintergrund eine lange Gräberstraße mit
Katakomben-Höhlen aus späterer christlicher
Zeit. Und nicht weit davon erstrecken sich die
berüchtigten Latomia
del Paradiso,
Steinbrüche, in die man im frühen 5. Jh. ungefähr 7000
athenische Kriegsgefangene hinuntergestoßen
haben soll (nach einer anderen plausibleren
Quelle mußten sie in den Latomien als Sklaven arbeiten). Es
sind nur wenige Schritte bis zum sog. Ohr
des Dionysios,
einer spitzohrigen bzw. gynäkologisch auffälligen Grotte.
Ihre phänomenale Geräuschverstärkung
gilt so wohl nur für bestimmte Frequenzen;
leider sind drinnen zu viel Besucher, um Seumes Versuch zu
variieren: „Ein Blättchen Papier, das man
am Eingange zerreißt, macht ein betäubendes
Geräusch ...” (S. 209). Bei der Seilergrotte
nebenan sah Seume tatsächlich noch Seilern
bei der Arbeit zu (S. 211).
Vergeblich
suche ich nach einem Hinweisschild für das Grab unseres vor der
Cholera bis hierher geflüchteten Landsmannes Platen,
das irgendwo neben der Fundstelle der kopflosen, ihr unteres
Gewand wie eine Muschel raffenden Venus Landolina liegen
müßte. Das Römische Amphitheater, Schauplatz
von Gladiatorenkämpfen und Seeschlachten,
soll eines der größten des Imperiums gewesen
sein und erscheint doch rührend winzig im Erinnerungsvergleich
mit dem Colosseum, das wir neun Tage später
wiedersehen sollen.
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